Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 804
DOI: 10.1055/s-0038-1667716
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Prävention in Lern- und Studierwelten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Überforderung im MINT-Studium als Prädiktor für die (seelische) Gesundheit

KU Obst
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin & Epidemiologie, AG Studierendengesundheit, Lübeck, Deutschland
,
T Kötter
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin & Epidemiologie, AG Studierendengesundheit, Lübeck, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Was macht es mit Studierenden, wenn sie Woche für Woche in Vorlesungen sitzen und nichts verstehen? Regelmäßige Überforderung stellt eine Studiums-bedingte Belastung dar, der bisher im Rahmen des studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) wenig explizite Beachtung geschenkt wurde. In dieser Studie soll dieses regelmäßige Überforderungserleben sowie mögliche Zusammenhänge zur Gesundheit von MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)-Studierenden untersucht werden.

Methoden:

Bachelor-Studierende der MINT-Fächer an der Universität zu Lübeck wurden im Rahmen der LUST-Studie, einer longitudinalen Beobachtungsstudie, hinsichtlich ihrer Überforderungsgefühle, ihrer Prüfungssorgen sowie bzgl. ihrer selbsteingeschätzten allgemeinen Gesundheit (1Item) und ihrer seelischen Belastung (BSI-18) befragt.

Ergebnisse:

Es lassen sich substantielle Überforderungserleben und Prüfungssorgen nachweisen. Diese sind für Frauen signifikant ausgeprägter als für Männer. Überforderung und Prüfungssorge sind je nach Studiengang unterschiedlich über den Studienverlauf verteilt. Meist sind sie im ersten und zweiten Studienjahr am ausgeprägtesten. Sowohl Überforderung als auch Prüfungssorge wirken sich negativ auf die Gesundheit der Studierenden aus.

Schlussfolgerungen:

Regelmäßige Überforderung in Lehrveranstaltung ist ein ernstzunehmender Belastungsfaktor, vor allem zu Studiumsbeginn und vor allem für Frauen. Gerade diese Studienphase ist für Studierende der Naturwissenschaften häufig durch anonyme Großvorlesungen geprägt. Ein genauerer Blick auf den Zusammenhang zwischen bestimmten Lehrformaten und dem Überforderungsempfinden der Studierenden könnte daher ein wichtiger Ansatz im SGM sein.