Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 805
DOI: 10.1055/s-0038-1667718
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Prävention in Lern- und Studierwelten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reduzierung von Sitzzeiten im Grundschulunterricht – Eine Pilotstudie zu höhenverstellbaren Schreibtischen

H Gohres
1   Universität Bielefeld, Gesundheitswissenschaften, AG Prävention & Gesundheitsförderung, Bielefeld, Deutschland
,
A Hebestreit
2   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH, Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung, Bremen, Deutschland
,
O Sprengeler
2   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH, Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung, Bremen, Deutschland
,
J Bucksch
3   Pädagogische Hochschule Heidelberg, Prävention und Gesundheitsförderung, Heidelberg, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Lange Sitzzeiten stellen ein gesundheitliches Risiko dar. Bereits im Kindes- und Jugendalter werden bis zu neun Stunden täglich sitzend verbracht und Bewegungsempfehlungen häufig nicht erreicht. Einen erheblichen Beitrag leistet die Sitzzeit während des Schulunterrichts. Eine vielversprechende, jedoch wenig beforschte verhältnispräventive Interventionsstrategie ist der Einsatz höhenverstellbarer Schreibtische, die das Stehen im Unterricht ermöglichen.

Methoden:

In einer Pilotstudie an einer Grundschule wurde die Machbarkeit und Akzeptanz von Steharbeitsplätzen in der 3. Klassenstufe (n = 54) evaluiert. Der Mixed-Methods-Ansatz bestand aus einer Interventionsstudie mit Pre-Post-Messung zu drei Messzeitpunkten im Crossover-Design sowie je einer Gruppendiskussion mit den Kindern, Lehrkräften und Eltern. Das Sitzverhalten wurde objektiv (activPal) erfasst. Zusätzlich wurden die Lehrkräfte (n = 7) und Eltern (n = 49) zu Einflüssen und Wirkungen befragt.

Ergebnisse:

Nach vorläufigen Analysen haben Lehrkräfte und Eltern eher positive Einstellungen (Mt2 = 5,5 ± 1,0 bzw. Mt2 = 5,8 ± 1,1; Skala 1 – 7) einer regelmäßigen Sitzunterbrechung gegenüber. Die Lehrkräfte gaben an, dass den Kindern das Stehen Spaß macht und sie sich nicht schlechter konzentrieren. Vor Einsatz der Tische (Mt0 = 4,3 ± 0,5) wurden die Auswirkungen signifikant positiver als nach ihrem Einsatz wahrgenommen (Mt2 = 3,5 ± 0,8; p = 0,04; Skala 1 – 5). Die Eltern sahen stabil eher positive Auswirkungen (Mt2 = 3,6 ± 0,7).

Schlussfolgerungen:

Das Stehen im Unterricht wird insgesamt positiv wahrgenommen. Die Einschätzung der Lehrkräfte deutet dabei eine Abhängigkeit vom Individuum ab. So scheinen einige Kinder vom Stehen mehr zu profitieren als andere. Weitere Analysen zu den Determinanten und objektiven Sitzdaten sowie die Ergebnisse der Gruppendiskussion werden weitere Erkenntnisse aufklären. Die Ergebnisse liegen in Kürze vor. Studien mit größeren Stichproben sollten die Ergebnisse dieser Pilotstudie replizieren.