Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 806
DOI: 10.1055/s-0038-1667723
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Quantitative und qualitative Methoden der Präventionsforschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie verändern sich Trinkmuster über vier Wochen? Eine Latent Transition Analysis

A Staudt
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK, Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
,
J Freyer-Adam
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK, Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
3   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Medizinische Psychologie, Greifswald, Deutschland
,
C Meyer
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK, Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
,
U John
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK, Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
,
S Baumann
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK, Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
4   TU Dresden, Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Dresden, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Für moderaten Alkoholkonsum wurde ein vermeintlich protektiver Effekt für verschiedene Krankheiten gefunden. Die Erfassung von Alkoholkonsum kann Verzerrungen unterliegen, wenn nach Häufigkeit und typischer Trinkmenge gefragt wird. Unterschiedliche Quellen von Ungenauigkeit wurden bereits identifiziert, die kurzfristige Stabilität von Trinkmustern in diesem Zusammenhang aber noch nicht untersucht. Ziel der vorliegenden Studie war es, kurzfristige Veränderungen von Trinkmustern zu untersuchen.

Methoden:

Probanden wurden im Wartebereich des Amts für Bürgerservice in Greifswald rekrutiert und viermal in vier aufeinanderfolgenden Wochen befragt. Die Stichprobe umfasste 288 Erwachsene (49% Frauen; M = 33,1 Jahre, SD = 12,8 Jahre), die mindestens einmal im letzten Monat Alkohol getrunken hatten. Aus Timeline-Follow-Back-Fragen wurden Indikatoren für Trinkmuster abgeleitet. Deren Stabilität wurde mittels latenter Klassenanalyse (Latent Transition Analysis) untersucht.

Ergebnisse:

Drei latente Trinkmuster wurden zur Baseline identifiziert: a) leichter Alkoholkonsum (77%), b) moderater Alkoholkonsum (18%) und c) schwerer Alkoholkonsum (5%). Veränderungen waren insbesondere bei moderatem Alkoholkonsum prävalent: 94% der moderaten Konsumenten zur Baseline änderten ihr Trinkmuster mindestens einmal im Verlauf der vier Wochen. Das betraf auch 43% der Personen mit schwerem und 21% der Personen mit leichtem Alkoholkonsum zur Baseline.

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich Trinkmuster auch über einen kurzen Zeitraum verändern können. Diese Instabilität könnte in Ungenauigkeiten der Bestimmung von Alkoholkonsum begründet liegen, wenn er mittels eines Mengen-Frequenz-Indexes erfasst wird. Ausgehend von den vorliegenden Ergebnissen ist diese Einschränkung insbesondere für die Erfassung von moderatem Alkoholkonsum relevant.