Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 808
DOI: 10.1055/s-0038-1667728
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Lebensphasenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Welchen Anteil haben etablierte modifizierbare kardiovaskuläre Risikofaktoren am Schlaganfallrisiko bei jüngeren Erwachsenen?

A Aigner
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland
,
U Grittner
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Berlin, Deutschland
,
A Rolfs
3   Universitätsmedizin Rostock, Albrecht-Kossel-Institut für Neuroregeneration, Rostock, Deutschland
,
B Norrving
4   Lund University, Skane University Hospital, Department of Neurology, Lund, Schweden
,
B Siegerink
5   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Schlaganfallforschung, Berlin, Deutschland
,
M Busch
6   Robert Koch-Institut, Abt. für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Aktuelle epidemiologische Daten legen nahe, dass die Häufigkeit von Schlaganfällen im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter in vielen Ländern zunimmt. In der Regel wird dabei in dieser Altersgruppe von selteneren Gefäßerkrankungen wie arteriellen Dissekaten und Gerinnungsstörungen als Ursache ausgegangen. Für die Prävention ist jedoch entscheidend, welchen Anteil die etablierten modifizierbaren kardiovaskulären Risikofaktoren am Schlaganfallrisiko in diesen Altersgruppen haben.

Methoden:

In einer Fall-Kontroll-Studie wurden 2125 konsekutive Schlaganfallpatienten im Alter von 18 – 55 Jahren aus der Studie Stroke In Young Fabry Patients (SIFAP, 26 Zentren, 2007 – 2010) 8500 alters- und geschlechtsgleichen Kontrollen ohne Schlaganfall aus der bundesweiten bevölkerungsbezogenen Studie Gesundheit in Deutschland Aktuell (GEDA, 2009 – 2010) zugewiesen. Für acht Risikofaktoren und ihre Kombinationen wurden adjustierte populations-attributable Risiken (PAR) für Schlaganfall berechnet.

Ergebnisse:

Geringe körperliche Aktivität und Bluthochdruck waren die wichtigsten Risikofaktoren und für jeweils 59,7% und 27,1% aller Schlaganfälle verantwortlich. Alle Risikofaktoren gemeinsam (Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Diabetes, koronare Herzkrankheit, Rauchen, Alkohol, körperliche Aktivität, Adipositas) erklärten insgesamt 78,9% aller Schlaganfälle. Die PAR für die meisten Risikofaktoren waren bei Männern höher als bei Frauen und bei älteren höher als bei jüngeren Personen.

Schlussfolgerungen:

Entgegen der bisherigen Annahme tragen etablierte modifizierbare kardiovaskuläre Risikofaktoren auch bei Personen im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter in hohem Maß zum Schlaganfallrisiko bei und sind für fast 80% der Schlaganfälle in diesen Altersgruppen verantwortlich. Auch bei jüngeren Erwachsenen haben zielgerichtete Präventionsmaßnahmen daher ein großes Potential, die Krankheitslast durch Schlaganfall zu senken.