Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 810
DOI: 10.1055/s-0038-1667736
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Praktische Sozialmedizin und Rehabilitation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation in der Onkologie – Ergebnisse einer clusterrandomisierten Multicenterstudie

D Fauser
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
,
J Wienert
2   Techniker Krankenkasse, Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg, Deutschland
,
M Bethge
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Arbeit spielt eine zentrale Rolle für Krebsüberlebende und beeinflusst deren Gesundheit und Lebensqualität. Die berufliche Wiedereingliederung bedarf bei Krebserkrankungen wirksamer rehabilitativer Strategien. In Deutschland haben sich Rehabilitationsprogramme mit Erwerbsbezug als medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) etabliert. Die clusterrandomisierte Multicenterstudie untersucht die Wirksamkeit der MBOR im Vergleich zur konventionellen medizinischen Rehabilitation (MR).

Methoden:

Onkologische Rehabilitanden im erwerbsfähigen Alter mit einer besonderen beruflichen Problemlage wurden randomisiert der MBOR und der MR zugewiesen. Primäres Zielkriterium war die Rollenfunktion. Weitere Endpunkte waren der Gesundheitszustand, Funktionsfähigkeit, die Schmerz- und Fatigue-Symptomatik, subjektive Arbeitsfähigkeit und die Rückkehr in Arbeit. Die Behandlungseffekte wurden mit gemischten linearen Modellen analysiert und mit standardisierten Mittelwertdifferenzen (SMD) beschrieben.

Ergebnisse:

Zwölf Monate nach der Rehabilitation wurden die Daten von 379 Rehabilitanden analysiert (197 MBOR; 182 MR). Im primären Zielkriterium Rollenfunktion (SMD = 0,13; 95% KI: -0,32 bis 0,05; p = 0,146) sowie in weiteren sekundären Zielkriterien unterschieden sich Personen der MBOR und der MR nicht. Bei Vorliegen eines hohen Frühberentungsrisikos hatten Teilnehmer der MBOR günstigere Rollenfunktionswerte (SMD = 0,36; 95% KI: 0,05 bis 0,68; p = 0,022).

Schlussfolgerungen:

Vergleichende Analysen zwischen beiden Gruppen konnten keinen Effekt der MBOR nachweisen. Rehabilitanden profitierten von der MBOR nur dann, wenn ein hohes Frühberentungsrisiko vorlag. Die Ergebnisse zeigen, dass die veränderte rehabilitative Strategie mit stärkerem Erwerbsbezug vor allem bei Personen mit hohem Frühberentungsrisiko notwendig ist.