Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 811
DOI: 10.1055/s-0038-1667739
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Praktische Sozialmedizin und Rehabilitation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evidenzbasierte Empfehlungen des Umgangs mit Alkohol

U John
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
,
J Freyer-Adam
2   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Medizinische Psychologie, Greifswald, Deutschland
,
M Hanke
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
,
C Meyer
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
,
S Baumann
3   TU Dresden, Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Dresden, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Im Laufe der epidemiologischen Forschung wurden empfohlene Grenzen gesundheitsriskanten Alkoholkonsums immer weiter gesenkt, in Deutschland zuletzt im Jahr 2008 für Frauen auf 12, für Männer auf 24 Gramm Reinalkohol pro Konsumtag. Im Jahr 2018 lässt neuere Evidenz die Grenzen möglicherweise nicht mehr rechtfertigen. Ziel der Arbeit ist zu untersuchen, ob die oberen Grenzen weiterhin sinnvoll sind oder möglicherweise durch andere Empfehlungen ersetzt werden müssen.

Methoden:

Es wurde eine Bewertung neuerer Literatur über Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum einerseits und Krankheitsinzidenzen andererseits durchgeführt. Dabei wurde auch auf die sogenannte J-Kurve geachtet. Ein Teil der epidemiologischen Befunde zeigte bei Menschen, die leichten bis moderaten Konsum angaben, eine geringere Erkrankungswahrscheinlichkeit als bei Menschen, die angaben keinen Alkohol zu trinken.

Ergebnisse:

Bei Berücksichtigung methodischer Schwächen früherer Studien zeigt sich eine Dosisbeziehung auch zwischen geringem bis moderatem Konsum und prävalenten Krankheiten, wie Hypertonie, Schlaganfall und Brustkrebs.

Schlussfolgerungen:

Die neueren Befunde lassen nicht mehr gerechtfertigt erscheinen, Grenzen gesundheitsriskanten Alkoholkonsums anzugeben. Stattdessen wird empfohlen grundsätzlich Alkoholkonsum zu reduzieren mit dem Optimum der Abstinenz. Diese Empfehlung befindet sich im Einklang u.a. mit dem Europäischen Code gegen Krebs.