Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 813
DOI: 10.1055/s-0038-1667744
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Workshops
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einzelbeitrag: Prävention und Gesundheitsförderung in Settings und Lebenswelten. Terminologisch-konzeptionelle Annäherungen und Abgrenzungspotential

K Dadaczynski
1   Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Fulda, Deutschland
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Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Mit Verabschiedung des Präventionsgesetzes (PrävG) wurde der Setting- und Lebensweltansatz etwa 30 Jahre nach Verabschiedung der Ottawa Charta für Gesundheitsförderung (WHO, 1986) auf der Ebene eines Bundesgesetzes leistungsrechtlich verpflichtend für die GKV verankert. Während bereits vor Verabschiedung des PrävG ein heterogenes Verständnis von Settings und Lebenswelten feststellbar war (Dadaczynski et al., 2016), zeichnet sich mittlerweile eine zunehmend synonyme Begriffsverwendung ab.

Vor dem Hintergrund der heterogen verwendeten Terminologie sowie eines ungeklärten Binnenverhältnisses verfolgt der Beitrag das Ziel, Settings und Lebenswelten begrifflich-konzeptionell einzuführen und zu klären, ob bzw. inwiefern es sich hierbei um abgrenzbare Konstrukte handelt. Die Annäherung erfolgt genealogisch (Engelmann & Halkow, 2008) als auch unter Bezugnahme auf verschiedene disziplinäre Strömungen und Theorien der Philosophie, der Psychologie und der sozialen Arbeit.

Ungeachtet vieler Schnittmengen lassen konzeptionell-theoretisch durchaus Unterschiede feststellen. Lebenswelten können als Gesamtheit der für eine Person relevanten Einzelsettings verstanden werden, die sich erst aus der subj. Wahrnehmung und Deutung des Betroffenen erschließen lassen. Settings stellen einen Ausschnitt der umfassenden Lebenswirklichkeit einer Person dar, der sich entweder auf einen klar eingrenzbaren organisationalen oder sozialen Bezugsraum bezieht (Dadaczynski et al., 2018).

Aus der differenzierten Betrachtung erweist sich der Lebensweltbegriff gegenüber dem des Settings als deutlich komplexer und erfordert auf strategischer Ebene ein höheres Ausmaß an intersektoraler Vernetzung. Lebenswelt als subjektive Repräsentation der für eine Person relevanten Einzelsettings erfordern zudem eine deutlich stärkere Beteiligung der Zielgruppe in allen Phasen der Interventionsplanung und -durchführung.