Gesundheitswesen 2019; 81(03): 251-252
DOI: 10.1055/s-0039-1679317
Vorträge
Fachausschuss Amtsärztlicher Dienst/Gutachtenwesen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

PJ im ÖGD – Ein berechtigter Funke Hoffnung

K Pientka
1   Gesundheitsamt Frankfurt am Main, Stabsstelle Koordination studentischer Ausbildungen, Frankfurt am Main, Germany
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Publication Date:
05 April 2019 (online)

 

In Deutschland gibt es knapp 400 Gesundheitsämter die, neben den hoheitlich-amtsärztlichen Aufgaben, für die gesundheitsbezogenen Fragen für rund 83 Mio. (Destatis 2018) Bürger verantwortlich sind. Eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung ist dann möglich, wenn den Behörden und Einrichtungen des Öffentlichen Gesundheitswesens ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung stehen. Durch die breitgefächerten Zuständigkeiten und ein großes Aufgabenspektrum zur Erhaltung oder Wiedererlangung der Gesundheit stehen die Ärzte des ÖGD tagtäglich vor neuen Herausforderungen zum Wohle der Bevölkerung. Damit Gesundheitsämter als Kompetenz- und Beratungszentren für gesundheitliche Fragestellungen handlungsfähig bleiben, sind Wissenschaftler und Ärzte verschiedener Fachrichtungen und vor allem Fachärzte für Öffentliches Gesundheitswesen nötig. Doch viele der noch tätigen Amtsärzte gehen in den nächsten 5 – 10 Jahren in Ruhestand und der medizinische Nachwuchs interessiert sich nur wenig für Bevölkerungsmedizin. Weder im Studium noch politisch erfährt der ÖGD die dringend notwendige Beachtung.

In Frankfurt am Main gelang es, das Wahlpflichtfach „Öffentliches Gesundheitswesen“ im Praktischen Jahr des Medizinstudiums zu etablieren. Seit genau fünf Jahren ist es für angehende Ärztinnen und Ärzte im Gesundheitsamt Frankfurt am Main möglich, das breite Tätigkeitsfeld von Amtsärzten mit den unterschiedlichen Aufgaben und Zuständigkeiten kennenzulernen. Die Einsätze der Studierenden finden amtsintern in den folgenden Abteilungen statt:

  • Medizinische Dienste (HIV-Beratung, STI-Sprechstunde und reisemediz. Beratung)

  • Humanitäre Sprechstunden (u.a. Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltspapiere und Krankenversicherung)

  • Kinder- und Jugendmedizin (u.a. Schuleingangs- und Seiteneinsteigeruntersuchungen)

  • Psychiatrie (Sozialpsychiatrischer Dienst, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosoziale Notfallversorgung)

  • Infektiologie und Hygiene (Tuberkulosesprechstunde)

Außerhalb des Amtes:

  • Einsatz in der Elisabeth-Straßenambulanz

  • RAPORT-Klinik

  • Hospitation in der Missionsärztlichen Klinik und in der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg

Bisher haben 11 Studierende diese bisher leider immer noch einzigartige Möglichkeit in Deutschland genutzt. Die Ergebnisse aus den Evaluierungen ergaben überwiegend sehr gute Bewertungen und auch für die nächsten Tertiale liegen bereits Anmeldungen vor. Besonders wertvoll ist die Gewinnung von drei jungen Ärztinnen/Ärzten für Traineestellen im ÖGD. Sie absolvieren in Fulda und in Frankfurt ihre Weiterbildung zum Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen. Diese vereinzelten Erfolge sind wichtige Schritte auf diesem so mühsamen Weg eine solide Basis an Fachkräften zu entwickeln, um auch künftig die gesundheitliche Daseinsvorsorge für die Bevölkerung zu gewährleisten und somit zu einer Professionalisierung des öffentlichen Gesundheitswesens beizutragen.