Gesundheitswesen 2019; 81(03): 254
DOI: 10.1055/s-0039-1679324
Vorträge
Fachausschuss Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusammenschau verfügbarer Daten zur Klärung hoher MRSA-Inzidenzen in Sachsen-Anhalt

M Holfeld
1   Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Germany
,
C Helmeke
2   Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich 2 Hygiene, Magdeburg, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 April 2019 (online)

 

MRSA ist trotz rückläufiger Inzidenzen weiterhin ein krankenhaushygienisch relevanter Erreger. Während für Deutschland seit 2012 die Meldeinzidenzen für invasive MRSA-Infektionen stetig rückläufig waren, lagen sie in Sachsen-Anhalt deutlich über den deutschen Durchschnittswerten und erreichten 2016 den höchsten Wert (8,72 Fälle/100.000 Einwohner). Aus diesem Grund führten wir eine Untersuchung der MRSA-Situation in Sachsen-Anhalt durch.

Für die Jahre 2014 – 2017 wurden folgende MRSA-Daten für Sachsen-Anhalt zusammengefasst und soweit möglich, mit bundesweiten Daten verglichen: Meldedaten nach IfSG, Resistenzdaten aus dem Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS)-System, Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung und von Krankenkassen, Daten aus dem Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS) des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Surveillance von nosokomialen Infektionen und Typisierungsergebnisse des NRZ für Staphylokokken und Enterokokken. Zusätzlich wurde in den sachsen-anhaltinischen Krankenhäusern eine Umfrage zu MRSA-Parametern durchgeführt.

Die Meldeinzidenzen zeigten in Sachsen-Anhalt ein gleiches Verteilungsmuster für Alter und Geschlecht, jedoch auf deutlich höherem Niveau im Vergleich zu Deutschland. 2017 sank die Inzidenz auf 6,75 Fälle/100.000 Einwohner. Im ARS-System lag der Anteil von MRSA an Nachweisen von S. aureus 2016 mit 12,1% für alle Materialien und mit 8,7% in Blut im stationären Bereich unterhalb der deutschen Vergleichswerte (15% und 10,6%). Die Abrechnungszahlen der Kassenärztlichen Vereinigung für MRSA folgten einem sinkenden Trend. Die DRG-Abrechnungszahlen zeigten, wie auch in Gesamtdeutschland, einen steigenden Trend. Im ITS-Modul des KISS-Systems waren die Raten an primärer MRSA-Sepsis (0,01 Fälle/1000 ZVK-Tage) niedriger als in Gesamtdeutschland (0,03 Fälle/1000 ZVK-Tage). Im Vergleich mit Deutschland waren im MRSA-KISS Modul für Sachsen-Anhalt unterdurchschnittliche Screeningraten (20,28 Nasenabstriche/100 Patienten) und höhere Anteile nosokomialer Fälle (8,8% der MRSA Fälle) auffällig. Die errechneten MRSA-Kennzahlen aus der eigenen Krankenhausumfrage bestätigten diese Ergebnisse. Bei 79% der für Sachsen-Anhalt im NRZ 2012 bis 2017 typisierten Isolate wurden die klonalen Komplexe CC22 und ST225 nachgewiesen.

Nach Erreichen eines Höchststandes der Meldeinzidenzen für invasive MRSA-Infektionen in Sachsen-Anhalt 2016, scheint seit 2017 eine Trendumkehr eingetreten zu sein. Die vorliegenden Daten zeigen für Sachsen-Anhalt für die letzten Jahre im deutschlandweiten Vergleich Werte im mittleren Bereich. Aufmerksamkeit verlangen niedrigere MRSA-Screeningraten und damit verbunden das Auftreten nosokomialer Fälle in Krankenhäusern. Dies kann eine Erklärung für höhere MRSA-Inzidenzen sein und zeigt, dass die bewährten Surveillance- und Kontrollmaßnahmen auch in Zukunft nicht vernachlässigt werden dürfen.