Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 134-135
DOI: 10.1055/s-0039-1684894
2) Screening, Assessment, Prozesse und Qualitätssicherung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fünf Jahre interdisziplinäre Tracheostoma-Fachambulanz am Landeskrankenhaus Feldkirch

MM Wetzinger
1   Landeskrankenhaus Feldkirch, akademisches Lehrkrankenhaus
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Publication Date:
26 April 2019 (online)

 

Einleitung:

Schluckstörungen sind meist durch die Grunderkrankung, wie Erkrankungen des Gehirns, neurologischen Erkrankungen, nach Operationen und Strahlentherapie im Hals- und Kopfbereich, oder durch Veränderungen der Speiseröhrenwand bedingt. Patienten mit Tracheostoma stellen komplexe Anforderungen in der adäquaten Versorgung mit Heil-/Hilfsmitteln, auch ist die Ernährungssituation oftmals unzufriedenstellend. Um die Betreuung dieses speziellen Patientenkollektivs zu verbessern wurde im November 2012 eine interdisziplinäre (HNO-Fachärztin, Logopädin, DGKS, Diaetologin) Tracheostoma-Fachambulanz eingerichtet.

Methodik:

Im Zeitraum bis Dezember 2018 wurden 144 Patienten (111 Männer, 31 Frauen, 2 Kinder) diaetologisch betreut. Dafür wurde ein diaetologisches Tracheostoma-Assessment entwickelt. Es umfasst neben dem von ESPEN empfohlenen Screening-Tool NRS-2002 nach Kondrup J. et al. [1], Parameter des ernährungsmedizinischen Status, Information über Art der Nahrungsaufnahme, ernährungsrelevante Probleme, Diagnosen und Behandlungsstatus.

Ergebnisse:

Beim Erstkontakt lag das mittlere Körpergewicht bei 69,32 kg, entspricht BMI 24,62. Laut Ergebnisse des ernährungsmedizinischen Screenings liegt bei 73 Personen (51%) bereits bei Erstkontakt ein Ernährungsrisiko (NRS-2002-Score ≥3 Punkte) vor, vgl. Abb. 1. Hauptinhalte der diaetologischen Beratung und Ernährungstherapie waren Kalorieneinschätzung, Anpassung von Sondennahrung, Energieanreicherung, Konsistenz-Anpassung, Eiweißanreicherung, Einsatz von oralen Supplementen sowie der „Sondenaufbau“. 71 Personen (49,31%) nutzen den Einsatz klinischer (enteraler/parenteraler) Ernährung, gefolgt von 60 Patienten (41,67%) die orale Nahrung zu sich nehmen. Den Einsatz von ergänzender klinischer Ernährung nutzen dreizehn Personen (9,03%).

In der Subgruppe (≥ dreimal erhobenes Assessment, 45 P.) zeigt sich folgender Ausblick an: Das Körpergewicht (MW: 66,84 → 68,23 kg) sowie der BMI (MW: 23,61 → 24,09) steigt leicht an. Der NRS-2002-Score zeigt eine positive Umverteilung (NRS 0 – 2 [20 → 27]: NRS 3 – 7 [25 → 18]) des Ernährungsrisikos, vgl. Abb. 2.

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Abb. 1: NRS 2002 bei Erstkontakt
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Abb. 2: NRS 2002 Entwicklung Subgruppe (kategorisch)

Schlussfolgerung:

Die Entwicklung der Subgruppe untermauert die Annahme, dass die Einbindung der Abteilung Diaetologie eine Optimierung der Ernährungsversorgung für ambulante wie stationäre Patienten unterstützt, und dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit auch im Ambulanz-Setting gewinnbringend ist.

Literatur:

[1] Kondrup, J., et al: ESPEN Guidelines for Nutrition Screening 2002, Clinical Nutrition 2003, 22 (4), 415 – 421