Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 148-149
DOI: 10.1055/s-0039-1684923
9) Klinische Ernährungsmedizin IV: Onkologie, Gastroenterologie, Pneumologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährungsintervention zur Regulation des High-Output Syndroms bei intestinalen Stomata

T Guhl
1   Universitätsklinikum Tübingen, Nutrition Support Team
,
C Siegmann-Thoss
2   EUFH/praxisHochschule Campus Rheine, Studiengang Ernährungstherapie/Clinical Nutrition
,
M Adolph
1   Universitätsklinikum Tübingen, Nutrition Support Team
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
26 April 2019 (online)

 

Einleitung:

Erwachsene Patienten mit einem akut oder chronisch erhöhten Stoma-Output (High-Output Syndrom (HOS) bei intestinaler Stomalage neigen zu Komplikationen wie Dehydratation, akutem Nierenversagen oder Gewichtsverlust. Die Studienlage beschreibt für Patienten mit Dünndarm-Stomata eine Prävalenz von 16% für die Entstehung eines HOS. Das HOS wird als ein Zustand beschrieben, bei dem mehr als 2000 ml Flüssigkeit über 24 Stunden, für mehr als drei Tage in Folge, über das Stoma verloren gehen [1].

Ziel dieses Literatur-Reviews ist die Evaluation ernährungsmedizinischer Maßnahmen zur Therapie und Prävention eines HOS bei intestinalen Stomata auf Basis selektierter Studienergebnisse, sodass Handlungsempfehlungen definiert werden können.

Methode:

Eine systematische Literaturrecherche erfolgte von Mai bis Juli 2018 unter Anwendung definierter Ein- und Ausschlusskriterien in den mit „PubMed“ verknüpften Datenbanken. In die Übersichtsarbeit wurden RCTs sowie Interventions- und Beobachtungsstudien eingeschlossen, welche sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre mit der Therapie bei Patienten mit HOS beschäftigten und Ernährungsinterventionen durchführten. Die methodische Qualität wurde mithilfe der CONSORT- oder STROBE-Kriterien evaluiert. Die ernährungsmedizinischen Handlungsempfehlungen der ausgewählten Literatur wurden einer Vielzahl an ergänzenden Studienerkenntnissen gegenübergestellt und vergleichend diskutiert.

Ergebnisse:

Derzeit existieren nur wenige hochwertige Publikationen zur Fragestellung mittels welcher Ernährungsintervention ein HOS reguliert werden kann. In zwei RCT und vier Interventions- und Beobachtungsstudien wurden 683 Patienten mit HOS ernährungstherapeutisch betreut. Nach Auswertung der in den Studien angewandten ernährungsmedizinischen Maßnahmen können diverse Empfehlungen als prävalent erachtet werden. Das engmaschige Monitoring des Flüssigkeitshaushalts (Kontrolle des täglichen In- und Outputs), der Serum-Elektrolyte, der Nierenparameter, des Körpergewichts und der klinischen Anzeichen einer Dehydratation stellen wichtige Maßnahmen dar. Zudem sind praktische Empfehlungen zur täglichen Flüssigkeitszufuhr bzw. -restriktion sowie zur Getränkeart und -osmolarität relevant. Beim HOS wird zu einer Flüssigkeitsrestriktion nichtisotonischer Getränke von 500 – 1000 ml/d und zum täglichen Konsum von 1000 ml/d einer oralen Rehydratationslösung geraten [1,2]. Je nach Ausprägung der klinischen Symptomatik bedarf es einer supportiven oder totalen enteralen und/oder parenteralen Ernährung zur Erhaltung des Ernährungszustandes.

Schlussfolgerung:

Monitoringmaßnahmen, eine Einstellung des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalts und die Förderung der Patientenselbständigkeit stellen grundlegende Behandlungsschritte dar. Die Handlungsempfehlungen bieten einen wertvollen Ansatz zur Therapie des HOS bei intestinaler Stomalage. Aufgrund der begrenzten Anzahl eingeschlossener Studien können die Maßnahmen nicht als allgemein gültig definiert werden.

Literatur:

[1] Baker, M. L.; Williams, R. N.; Nightingale, J. M. D. (2010): Causes and management of a high-output stoma. In: Colorectal Disease 13 (2), S. 191 – 197. DOI: 10.1111/j.1463 – 1318.2009.02107.x.

[2] Migdanis, A.; Koukoulis, G.; Mamaloudis, I.; Baloyiannis, I.; Migdanis, I.; Kanaki, M. et al. (2018): Administration of an Oral Hydration Solution Prevents Electrolyte and Fluid Disturbances and Reduces Readmissions in Patients With a Diverting Ileostomy After Colorectal Surgery: A Prospective, Randomized, Controlled Trial. In: Diseases of the colon and rectum 61 (7), S. 840 – 846. DOI: 10.1097/DCR.0000000000001082.