Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 656
DOI: 10.1055/s-0039-1694328
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Trauer und Verlust im Alter – Nutzungsakzeptanz eines internetbasierten Selbsthilfeprogramms aus Betroffenen- und Expertenperspektive

F Welzel
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig
,
M Löbner
2   Universität Leipzig, Leipzig
,
F Förster
3   Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig
,
K Schladitz
4   Uni Leipzig, Leipzig
,
J Stein
5   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig
,
SG Riedel-Heller
6   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Mit zunehmendem Alter werden auch Verlusterlebnisse durch den Tod häufiger. Ziel der Untersuchung ist die Untersuchung der Nutzungsakzeptanz eines internetbasierten Selbstmanagementprogramms für Trauernde ab dem 60. Lebensjahr, potentielle Zugangswege sowie Barrieren einer Nutzung aus Betroffenen- und Expertenperspektive.

Methoden:

Vorgestellt werden die qualitativen Ergebnisse aus zwei Fokusgruppen: Fokusgruppe A (N = 12 Betroffene) und Fokusgruppe B (N = 8 Gesundheitsexperten). Die Durchführung der Fokusgruppen erfolgte leitfadengestützt und wurde mittels Audioaufzeichnung festgehalten. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) erfolgte mittels MAXQDA.

Ergebnisse:

Teilnehmer der Fokusgruppe A waren im Mittel 64,5 Jahre alt, 50,0% waren weiblich. Teilnehmer der Fokusgruppe B waren im Mittel 40,1 Jahre alt, 87,5% waren weiblich. Sowohl Betroffene als auch Gesundheitsexperten befürworteten ein internetabsiertes Programm für Betroffene mit anhaltender Trauersymptomatik speziell für die Zielgruppe älterer Menschen (60+). Wichtige Themeninhalte sollten aus Betroffenenperspektive Psychoedukation, Aktivitätenaufbau, Selbstwertstärkung, der Umgang mit negativen Gefühlen (z.B. Schuld), Tipps für Angehörige, sowie Glaube/Spiritualität im Rahmen der Trauerbewältigung sein. Die Bedienbarkeit wurde von der Mehrheit der Betroffenen bejaht. Eine flexible Nutzung wurde von beiden Fokusgruppen gewünscht. Als Zugangswege wurde die Empfehlung über Ärzte, Trauercafés, aber auch Bestatter mittels Informationsflyer von Betroffenen als günstig erachtet. Als potentielle Barrieren einer Nutzung wurde von Betroffenen z.B. die Präferenz einer persönlichen Beziehung thematisiert, von Gesundheitsexperten hingegen eine fehlende Anleitung.

Diskussion:

Ein zentraler Aspekt und Voraussetzung für den Einsatz und die Wirksamkeit einer E-Health-Intervention für Trauernde ist die Nutzerakzeptanz. Betroffenen- und Expertenurteile zeigen eine hohe Nutzungsakzeptanz. Die Implementation solcher Programme sollte die genannten Vermittlungswege berücksichtigen, um Betroffene und Experten über die Intervention zu informieren.