Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 657-658
DOI: 10.1055/s-0039-1694332
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein gutes Jahr mehr – Lessons Learned aus der Entwicklung einer bevölkerungsbezogenen Gesundheitsstrategie

C Schlüfter
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim
,
M Albrecht
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim
,
JE Fischer
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim
,
S Georg
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim
,
K Hoffmann
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

In der Kommune kann auf die soziale, physiologische und ökonomische Umwelt, in welcher der Mensch lebt, Einfluss genommen werden. Im Sinne des WHO-Health-in-all-Policies-Konzepts ist die Kommune idealer Gestaltungsort für Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Lebensqualität, von denen alle Bürger profitieren.

In der Realität stellt die Entwicklung bevölkerungsbezogener Gesundheitsstrategien sowohl Kommunen als auch Wissenschaftler vor große Herausforderungen.

Wir berichten unsere „Lessons Learned“ aus dem Projekt „Ein gutes Jahr mehr“ zur Entwicklung einer lebenswelt- und lebensphasenübergreifenden Gesundheitsstrategie zusammen mit einer mittelgroßen Kommune.

Methode:

Im Rahmen einer retrospektiven Prozessanalyse wurden Projektdokumentation (Logbücher, Protokolle) und Pressemitteilungen mittels inhaltsanalytischer Auswertungen systematisch nach Erfolgen, unerwarteten Herausforderungen und Barrieren kategorisiert. Zusätzlich wurden mit der Partnergemeinde zwei Reflexionsworkshops durchgeführt, um Erkenntnisgewinne aus dem Projekt gemeinsam zu diskutieren. Aus der Inhaltsanalyse und den Workshops wurden „Lessons Learned“ abgeleitet.

Ergebnisse:

Die Prozessanalyse zeigte, dass wiederholte Bürgerbeteiligungen (z.B. mit Bürgerwerkstätten) Erfolge waren. Wesentliche Herausforderungen waren die inhaltliche Entwicklung einer gemeinsamen Vision sowie Faktoren der Zusammenarbeit zwischen Kommune und Wissenschaftlern, wie z.B. transparente Kommunikation, Vertrauensaufbau und Erwartungsmanagement. Durch iterative Reflexions- und Annäherungsprozesse sowie professionelle Kommunikationsarbeit konnten Herausforderungen gemeistert werden. Demgegenüber konnten fehlende Ressourcen und begrenzte Einflussmöglichkeiten von Kommunalverwaltung und Wissenschaft auf eigenständige Systeme (z.B. vielfältige Trägerstrukturen) nicht kompensiert werden.

Diskussion:

Die retrospektive Prozessanalyse unserer Erfahrungen zeigt Erfolgsfaktoren auf der einen und Stolpersteine auf der anderen Seite. Für die erfolgreiche Entwicklung einer kommunalen Gesundheitsstrategie braucht es eine gemeinsam entwickelte Vision mit einem konkreten Handlungsanlass, eine umfassende Kommunikation zur Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und zum Aufbau vertrauensvoller Beziehungen sowie eine politische Legitimationsgrundlage.