Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 658
DOI: 10.1055/s-0039-1694334
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rauchstoppversuche und dabei genutzte Entwöhnungsmethoden anhand sozioökonomischer Merkmale in Deutschland: eine repräsentative Befragung in 16 Wellen über den Zeitraum 2016 – 2019 (die DEBRA Studie)

D Kotz
1   Institut für AllgemeinmedizinSchwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
2   Research Department of Behavioural Science and Health, Institute of Epidemiology and Health Care, University College London, London
,
S Kastaun
1   Institut für AllgemeinmedizinSchwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

In Deutschland raucht 28% der Bevölkerung Tabak. Die Hälfte dieser Raucher/innen verstirbt frühzeitig an den Folgen ihres Tabakkonsums, um durchschnittlich 10 Jahre. Der Erfolg langfristiger Tabakabstinenz kann durch evidenzbasierte Entwöhnungsmethoden (Pharmakotherapie: z.B. Nikotinersatztherapie (NET), verhaltenstherapeutische Maßnahmen (VT): z.B. ärztliche Beratung) gesteigert werden. Ziel dieser Studie war, aktuelle und repräsentative Daten zu Rauchstoppversuchen, Nutzung von Entwöhnungsmethoden, und möglichen assoziierten sozioökonomischen Merkmalen zu untersuchen.

Es wurden Daten der DEBRA Studie ausgewertet (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten: www.debra-study.info). In dieser laufenden Studie wird alle 2 Monate eine neue, repräsentative Stichprobe der Bevölkerung Deutschlands im Alter von 14+ Jahren persönlich-mündlich befragt (jeweils ca. 2.000 Personen). Für den aktuellen Beitrag wurden Daten von 16 Befragungswellen zwischen Juni 2016 und Januar 2019 ausgewertet (32.678 Interviews).

Von 8.951 Raucher/innen und neuen Ex-Raucher/innen (Rauchstopp < 12 Monte) lagen Daten zu Rauchstoppversuchen vor (650 hatten keine Angabe gemacht). Durchschnittlich unternahmen davon 20,0% im letzten Jahr mindestens einen Rauchstoppversuch, mit rückläufiger Tendenz über den 2,5-jährigen Beobachtungszeitraum. Von diesen Versuchen wurden 11,8% evidenzbasiert unterstützt (mit einer Pharmakotherapie 6,9%; mit einer VT: 6,7%). Die Nutzung evidenzbasierter Methoden war unabhängig von Alter, Geschlecht und Bildung, die Nutzung einer evidenz-basierten Form der Pharmakotherapie war assoziiert mit dem Haushaltsnettoeinkommen (OR = 1,09, 95%KI = 1,00 – 1,19) Die am häufigsten genutzte Rauchstoppmethode war die Elektrische Zigarette: 9,8%.

In Deutschland unternimmt nur jede/r fünfte Raucher/in einen Versuch pro Jahr, mit dem Rauchen von Tabak aufzuhören. Rauchstoppversuche werden nur selten mit evidenzbasierten Entwöhnungsmethoden unterstützt. Für eine bessere Prävention und Gesundheitsförderung sollten dringend Maßnahmen ergriffen werden, die Rauchstoppversuche und die Nutzung evidenzbasierter Methoden fördern.