Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 662
DOI: 10.1055/s-0039-1694346
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale und psychosoziale Einflussfaktoren auf den Verlauf der Neurodermitis – ein Scoping Review

K Harter
1   Lehrstuhl und Institut für Umweltmedizin, UNIKA-T,Technische Universität München, Fakultät für Medizin und Helmholtz Zentrum München, Augsburg
,
G Hammel
1   Lehrstuhl und Institut für Umweltmedizin, UNIKA-T,Technische Universität München, Fakultät für Medizin und Helmholtz Zentrum München, Augsburg
,
I Kirchberger
2   Lehrstuhl für Epidemiologie, UNIKA-T, Ludwig-Maximilians-Universität München, Augsburg
,
C Traidl-Hoffmann
1   Lehrstuhl und Institut für Umweltmedizin, UNIKA-T,Technische Universität München, Fakultät für Medizin und Helmholtz Zentrum München, Augsburg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Hintergrund:

Neurodermitis ist eine chronische, in Schüben verlaufende, Hauterkrankung. (Psycho)soziale Faktoren scheinen Auswirkungen auf den Verlauf der Neurodermitis zu haben. Das Ziel dieses Scoping Reviews ist das Zusammentragen der (psycho)sozialen Effekte auf die Symptomstärke bei Neurodermitis.

Methoden:

Die Literaturrecherche erfolgte in PubMed und PsychInfo für den Zeitraum von 1988 – 2018. Deutsch- und englischsprachige Beobachtungsstudien, die Effekte sozialer oder psychosozialer Faktoren auf die Symptome bei Neurodermitis untersuchten, wurden eingeschlossen. Übersichtsarbeiten, Fallberichte, Interventionsstudien und Studien an Tieren wurden ausgeschlossen. Die Ergebnisse wurden beschreibend zusammengefasst.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 16 Studien eingeschlossen. Auf einen symptomverstärkenden Effekt von Stress wurde in mehreren Studien hingewiesen. Coping-Strategien könnten als Mediatoren im Zusammenhang zwischen Stress und Juckreiz fungieren. Moderierende Effekte von sozialer Unterstützung oder Coping konnten nicht gefunden werden. Depression scheint mit Symptomen assoziiert zu sein. Eine Längsschnittstudie wies darauf hin, dass stärkere Symptome eher zu Depression führten, als umgekehrt. Je eine Studie berichtete einen Effekt von Krankheitsidentität, Zorn, Frustration und psychosomatischen Aspekten auf die Symptomstärke bei Neurodermitis. Zu den Auswirkungen von Bindungssicherheit, Ängsten und dem sozioökonomischen Status auf die Symptome wurden widersprüchliche Ergebnisse veröffentlicht. Keine statistisch signifikanten Zusammenhänge wurden zwischen Kindheitserfahrungen, Körperbewusstsein, Leben in einer Partnerschaft, Zufriedenheit mit der Partnerschaft und den Neurodermitis-Symptomen gezeigt.

Diskussion:

Einige (psycho)soziale Stressoren sind mit der Symptomstärke bei Neurodermitis assoziiert. (Psycho)soziale Ressourcen, die Symptome lindern könnten, wurden im Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf von NeurodermitikerInnen in Beobachtungsstudien kaum untersucht. Es sind weitere Studien im Längsschnitt nötig, um die Interaktionen zwischen Stress, Ressourcen und dem Verlauf der Neurodermitis sowie psychoneuroimmunologische Mechanismen besser zu verstehen.