Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 662
DOI: 10.1055/s-0039-1694347
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inanspruchnahme und wahrgenommene Barrieren im Gesundheitswesen bei Menschen mit Behinderung in Deutschland: Ergebnisse des GEDA 2014/2015-EHIS

LD Wetzel
1   Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Fulda
,
K Rathmann
2   Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Public Health Zentrum Fulda (PHZF), Leipziger Str. 123, 36037 Fulda, 36037
,
K Dadaczynski
1   Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Fulda
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Im Gesundheitswesen und bei der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen existieren zahlreiche Barrieren für Menschen mit Behinderung. Diese wurden jedoch kaum empirisch aufbereitet. Im Fokus des Beitrags steht daher die Analyse von Barrieren bei der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens bei Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung (Grad der Behinderung (GdB)≥50) und einem mittleren GdB< 50 im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung.

Methoden:

Datenbasis bildet der repräsentative Survey „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) 2014/2015-EHIS. Die Stichprobe umfasst n = 24.016 Personen, davon n = 3.559 (15,1%) Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung (n = 1.261 bzw. 5,4% mit GdB< 50; n = 2.256 bzw. 9,6% mit GdB≥50). Es werden uni-, bi- und multivariate Analysen (unter Kontrolle von soziodemografischen und -ökonomischen Merkmalen) durchgeführt. Als Barrieren werden die Bezahlbarkeit von benötigten Behandlungen und Medikamenten, die Wartezeit auf einen Untersuchungstermin sowie Verzögerungen aufgrund von Entfernung herangezogen.

Ergebnisse:

Menschen mit einem GdB ≥50, gefolgt von Menschen mit einem GdB < 50, berichten häufiger ein Inanspruchnahmeverhalten, geben aber ebenfalls am häufigsten an, Barrieren im Gesundheitswesen wahrzunehmen. Menschen mit Schwerbehinderung haben ein erhöhtes Risiko auf einen Untersuchungstermin zu warten (OR: 2,60). Auch weisen sie ein erhöhtes Risiko für Verzögerungen aufgrund der Entfernung (OR: 2,47), für die nicht Bezahlbarkeit von benötigten ärztlichen (OR: 2,52), zahnärztlichen (OR: 1,42), psychologischen (OR: 2,60) Behandlungen und verordneten Medikamenten (OR: 2,73) auf im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung.

Diskussion:

Erstmals wurden Ergebnisse zum Inanspruchnahmeverhalten und zu wahrgenommenen Barrieren des Gesundheitswesens bei Menschen mit und ohne Behinderung, differenziert nach dem GdB, ermittelt. Es sollten weitere Studien, differenziert nach dem GdB, durchgeführt werden, um zielgruppenadäquate Bedarfe und Barrieren in der Gesundheitsversorgung zu erfassen.