Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 663-664
DOI: 10.1055/s-0039-1694351
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Ungleichheiten der Erwerbsminderung bei älteren Arbeitnehmern

S Götz
1   Institut für Medizinische Soziologie Medizinische Fakultät Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
N Dragano
1   Institut für Medizinische Soziologie Medizinische Fakultät Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
M Wahrendorf
1   Institut für Medizinische Soziologie Medizinische Fakultät Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Das Bemühen um die Verlängerung der Lebensarbeitszeit wirft die Frage auf, ob es allen Beschäftigten gesundheitlich möglich ist, länger im Arbeitsleben zu verbleiben. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass Beschäftige aus einer niedrigen sozioökonomischen Position vergleichsweise häufiger krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Für diese Beschäftigten könnte es demnach erschwert sein, eine steigende Altersgrenze für die reguläre Altersrente zu erreichen. Allerdings fehlen bisher Studien, die die sozialen Ungleichheiten beim Eintritt in eine frühzeitige Erwerbsminderungsrente speziell für ältere Beschäftigte untersuchen. Die Arbeit prüft deshalb, ob soziale Ungleichheiten bei Erwerbsminderung auch im höheren Erwerbsalter existieren.

Methoden:

Die Untersuchung basiert auf administrativen Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Für eine Zufallsstichprobe aller Versicherten der Geburtsjahrgänge 1947 und 1961 (59 Jahre bzw. 45 Jahre zu Beginn der Beobachtung; n = 160.688) liegen Informationen zum Versicherungsverlauf zwischen 2006 und 2013 vor. Anhand von multivariaten Cox-Regressionen (adjustiert für Beschäftigungsumfang, Staatsangehörigkeit und Ort der Beschäftigung) wurden Zusammenhänge zwischen drei sozioökonomischen Merkmalen (Bildung, Beruf und Einkommen) und dem Risiko einer Erwerbsminderungsrente (EMR) im Beobachtungszeitraum untersucht. Die Analysen erfolgen seperat nach Jahrgang und Geschlecht.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse weisen auf ein erhöhtes Risiko einer Erwerbsminderung auch bei älteren Beschäftigten in einer niedrigen sozioökonomischen Position gegenüber solchen in einer höheren Position hin. Bei Männern gilt dies für alle drei untersuchten sozioökonomischen Merkmale und für beide Jahrgänge. Bei Frauen ist der Zusammenhang auch zu beobachten, mit Ausnahme für Bildung und Beruf in der älteren Kohorte.

Diskussion:

Im Bemühen um eine verlängerte Lebensarbeitszeit sollte Personen aus einer niedrigen sozioökonomischen Position besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, um sie vor neuen Nachteilen zu bewahren.