Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 665
DOI: 10.1055/s-0039-1694355
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychosoziale Ressourcen, sozialer Status und Verhaltensauffälligkeiten im Jugendalter

C Schmidtke
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Berlin
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Verhaltensauffälligkeiten gehören zu den am weitesten verbreiteten Gesundheitsproblemen im Jugendalter. Untersucht wird, welche Unterschiede sich in dieser Hinsicht nach dem sozialen Status der Herkunftsfamilie zeigen und welche Rolle psychosoziale Ressourcen dabei spielen.

Methode:

Die Analysen basieren auf Daten der KiGGS-Studie aus den Jahren 2014 – 17 (KiGGS Welle 2, n = 13.205). Verhaltensauffälligkeiten werden über Elternangaben des Stärken-und-Schwächen-Fragebogens (Strengths-and-Difficulties-Questionnnaire, SDQ) für 3- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche ermittelt. Psychosoziale Ressourcen, zu denen in KiGGS Selbstangaben der 11- bis 17-jährigen Jugendlichen vorliegen, werden mit verschiedenen Instrumenten in den Bereichen personale, familiäre und soziale Ressourcen erfasst. Der soziale Status der Familie wird anhand von Informationen zu Bildung und beruflicher Stellung der Eltern sowie dem bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen bestimmt.

Ergebnisse:

Insgesamt sind 16,9% der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen verhaltensauffällig. Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem niedrigen sozialen Status sind ca. 3-bis 4-mal häufiger betroffen als die Gleichaltrigen aus der hohen Statusgruppe. Außerdem zeigt sich für alle Statusgruppen, dass Kinder und Jugendliche, die über umfassende psychosoziale Ressourcen verfügen, ein geringeres Risiko haben, verhaltensauffällig zu sein.

Diskussion:

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Maßnahmen, die auf die Stärkung der psychosozialen Ressourcen von Kindern und Jugendlichen zielen, das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten verringern. Sie zeigen damit Anknüpfungspunkte auf, um die gesundheitliche Chancengleichheit in der heranwachsenden Generation zu verbessern.