Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 688
DOI: 10.1055/s-0039-1694429
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der kombinierte Zusammenhang von Fairness und Vertrauen am Arbeitsplatz mit physiologischem Stress

R Herr
1   Universität Heidelberg, Mannheim
,
J Li
2   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
P Angerer
2   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Der negative Einfluss der empfundenen Unfairness am Arbeitsplatz (organisationale Ungerechtigkeit) auf die Gesundheit der Beschäftigten ist allgemein bekannt und etabliert. Mehrere Theorien erklären die stressige und belastende Erfahrung von wahrgenommener Ungerechtigkeit, wobei Vertrauen oft als zentrales Element verwendet wird. Diese Studie untersucht die Auswirkungen des Vertrauens zu dem Vorgesetzten auf die Assoziation von wahrgenommener Ungerechtigkeit mit dem vagalen Tonus – einem objektiven Marker für physiologische Stressbelastung.

Methoden:

Die wahrgenommene organisationale Gerechtigkeit und das Vertrauen zu dem Vorgesetzen wurde mittels Fragebögen in 38 Männern des mittleren Managements erfasst. Der vagale Tonus wurde durch Indikatoren der Herzratenvariabilität (HRV) gemessen, welche einerseits die Parasympathikus- (pNN50, RMSSD und HF) und anderseits die Parasympathikus- und Sympathikusregulation (SDNN und LF) abbilden. Synergieeffekte wurden durch lineare Regressionen mit Interaktionstermen zwischen der organisationalen Gerechtigkeit und dem Vertrauen zum Vorgesetzten getestet.

Ergebnisse:

Die organisationale Gerechtigkeit stand vor allem mit HRV-Indikatoren in Zusammenhang, welche insbesondere den parasympathischen Bereich widerspiegeln (βpNN50 = 0,32, p < 0,05; βRMSSD = 0,27, p < 0,1), und Interaktionseffekte mit dem Vertrauen zu dem Vorgestern waren auch dort am stärksten ausgeprägt (Interaktionen: βpNN50 = 0,41, p < 0,01; βRMSSD = 0,47, p < 0,01).

Diskussion:

Die Kombination aus geringer wahrgenommener Gerechtigkeit und geringem Vertrauen zu dem Vorgesetzten geht mit der stärksten physiologischen Stressbelastung der Mitarbeiter einher. Die Steigerung der wahrgenommenen Fairness am Arbeitsplatz kann Stress reduzieren, wenn dies nicht möglich ist, sollte zumindest das Vertrauen zu dem Vorgesetzten verbessert werden.