Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 692
DOI: 10.1055/s-0039-1694443
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Netzwerke sozialer Unterstützung von Menschen mit Depression

H Löwenstein
1   Katholische Hochschule NRW. Abt. Köln, Köln
,
F Frank
2   Evangelische Hochschule Freiburg, Freiburg
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Bei Depression sind soziale Kontakte und Beziehungen der Betroffenen in der Regel beeinträchtigt. Zudem stellen soziale Desintegration und geringe soziale Unterstützung Risiken dar, die einen chronischen Verlauf der Erkrankung befördern. Bisherige Untersuchungen zu sozialer Unterstützung und sozialer Integration fokussieren allerdings mehr auf subjektive Einschätzungsskalen, als dass sie die sozialen Netzwerkbeziehungen der Betroffenen selbst, über die soziale Unterstützung realisiert wird, einbeziehen würden.

Methode:

Hier besteht der methodische Zugang in einer egozentrierten Netzwerkanalyse, um soziale Unterstützung als multiplexe Beziehungen der Betroffenen (Ego) zu ihren sozialen Kontakten (Alteri) sowie deren Beziehungsgeflechte untereinander zu beschreiben und zu vergleichen. Dazu wurden 97 ehemalige Patient*innen des Universitätsklinikums Freiburg postalisch befragt. Die Netzwerke sozialer Unterstützung werden clusteranalytisch differenziert. Relationale Kennzahlen und Clusterstruktur werden zu sozialer Unterstützung (F-SozU-K-14-Skala) und subjektiver Zufriedenheit in Bezug gesetzt.

Ergebnisse:

Die erhaltene soziale Unterstützung hängt signifikant von der Größe, der Dichte, der Multiplexität und (negativ) von dem Anteil der Ego-Alter-Konflikte als strukturellen Eigenschaften der sozialen Netzwerke ab. Ausgehend von diesen relationalen Merkmalen lassen sich 5 Typen sozialer Unterstützungsnetzwerke statistisch trennscharf unterscheiden und inhaltlich sinnvoll interpretieren. Mehr noch als mit jedem relationalen Merkmal für sich allein, besteht ein starker Zusammenhang der wahrgenommenen Unterstützung mit den gebildeten Netzwerktypen.

Diskussion:

Die Struktur sozialer Netzwerkbeziehungen hat entscheidenden Einfluss auf den Erhalt von sozialer Unterstützung. Dies unterstreicht die Bedeutung von Arbeitsansätzen, welche das soziale Umfeld von Menschen mit Depression adressieren und stabilisieren: person in environment- und systemische Ansätze, Angehörigen-Psychoedukation oder Soziale Arbeit im Allgemeinen. In spezifischen Netzwerkfigurationen interagieren relationale Merkmale auf solche Weise miteinander, dass sie sich in Typiken verdichten.