Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 704-705
DOI: 10.1055/s-0039-1694482
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewegungsförderung und Sitzzeitreduktion von Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit unter Sex/Gender-Perspektive

C Vondung
1   Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg
,
A Schlund
2   Technische Universität München, München
,
Y Demetriou
2   Technische Universität München, München
,
C Schulze
3   Technische Universität Chemnitz, Chemnitz
,
S Emmerling
3   Technische Universität Chemnitz, Chemnitz
,
J Bucksch
1   Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Ziel der systematischen Übersichtsarbeit ist es, Interventionen zur Förderung des Bewegungsverhaltens und/oder der Reduzierung des Sitzverhaltens bei Kindern und Jugendlichen unter einer Sex-/Gender-Perspektive zu bewerten.

Methoden:

Elf elektronische Datenbanken wurden nach (randomisiert) kontrollierten Studien durchsucht, die in englischer Sprache als Peer-Review Artikel nach dem Jahr 2000 veröffentlicht wurden. Die Studien mussten das Maß des Bewegungs- und/oder Sitzverhaltens quantifizieren und Sex-/Gender-spezifische Ergebnisse für mindestens einen Messzeitpunkt angeben und/oder erklären, wie die Variable Sex/Gender analysiert wurde. Die Datenextraktion umfasste Studiendesign, Interventionsinhalt und -durchführung, theoretischen Hintergrund, Methodik sowie die Ergebnisse und die methodische Qualität der Primärstudien. Der Grad der Berücksichtigung von Sex/Gender innerhalb der Primärstudien wurde durch eine neu entwickelte Checkliste bewertet. (PROSPERO Nr. CRD42018109528)

Ergebnisse:

Zwei unabhängige Forscher*innen screenten 24.834 Treffer. 263 Studien wurden eingeschlossen. Davon adjustierten 85 Studien die Ergebnisse für Sex/Gender. 178 Studien stratifizierten die Ergebnisse nach Jungen und Mädchen, berechneten eine Interaktionsanalyse oder fokussierten in der Intervention nur Mädchen oder nur Jungen. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass bei Stichprobenziehung, Interventionsinhalt und -durchführung Sex/Gender häufig unberücksichtigt bleibt. Studien mit Sex-/Gender-spezifischen Interventionseffekten heben potenzielle Unterschiede bei Jungen und Mädchen hervor und diskutieren darüber hinaus häufiger deren mögliche Ursachen.

Diskussion:

Sex/Gender werden in der Interventionsforschung bislang unzureichend berücksichtigt. Um die Effektivität von Interventionen auf Jungen und Mädchen zukünftig bewerten zu können, sind methodische Analysen über die Adjustierung der Variable hinaus sowie eine verbesserte Berichterstattung über Interventionsinhalt und -durchführung erforderlich.