Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 706
DOI: 10.1055/s-0039-1694489
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit und Kosteneffektivität von internet-basierten Interventionen für verschiedene psychische Störungen

C Buntrock
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
D Ebert
2   VU University Amsterdam, Amsterdam
,
F Smit
3   Trimbos Insitute, Utrecht
,
P Cuijpers
4   VU Universität Amsterdam, Amsterdam
› Author Affiliations
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Psychische Störungen sind weit verbreitet und mit einer erheblichen Krankheitslast sowie gesellschaftlichen Kosten verbunden. Die Folgen können jedoch durch Präventionsmaßnahmen wirksam reduziert werden. Das Internet bietet die Möglichkeit, präventive Interventionen flächendeckend auf Bevölkerungsebene anzubieten. Ziel des Beitrages ist es, einen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von internet- und mobile-basierten Interventionen (IMIs) in der Prävention von psychischen Störungen zu geben und den aktuellen Stand der Forschung exemplarisch zusammenzufassen.

Anhand einer Datenbankrecherche wurden randomisiert-kontrollierte Studien identifiziert, die die Wirksamkeit und/oder Kosteneffektivität einer IMI zur Prävention einer psychischen Störung evaluiert haben. Primärer Endpunkt war das Auftreten einer psychischen Störung. Symptomschwere diente als sekundäres Outcome. Soweit möglich, erfolgte eine meta-analytische Zusammenführung der Ergebnisse.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Belege für die Wirksamkeit von Interventionen bei Depression, emotionaler Erschöpfung/Stress, Angstzuständen und Essstörungen gefunden wurden. Eine meta-analytische Auswertung über alle Präventionstypen und Störungen hinweg ergab eine signifikante Überlegenheit von IMIs gegenüber Kontrollgruppen mit einer relativen Risikoreduktion von 28%. Zudem zeigten IMIs bzgl. der Reduzierung der Symptomschwere kleine bis moderate Effektstärken. Begleitete Selbsthilfe-Programme für Depression, emotionale Erschöpfung/Stress und Angstzustände wiesen zudem eine hohe Wahrscheinlichkeit auf, kosteneffektiv zu sein.

IMIs sind ein vielversprechender Ansatz zur Prävention psychischer Störungen und ergänzen bestehende Präventionsmaßnahmen. Weitere randomisiert-kontrollierte Studien sind jedoch notwendig, um diese Evidenz zu festigen und auf weitere Störungsbilder auszuweiten. Belege für die Kosteneffektivität von IMIs zur Prävention psychischer Störungen sind bisher rar und begrenzen sich auf Depression und Angstzustände. Auch hier ist weitere Forschung notwendig, um Implikationen für die Praxis abzuleiten.