Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 707
DOI: 10.1055/s-0039-1694492
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Niedrigschwellige Intervention zur Reduktion sozialer Ängste: Entwicklung einer Smartphone-basierten Intervention unter Einbezug von Betroffenen

L Fuhrmann
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Erlangen
,
M Berking
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Erlangen
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Viele Betroffene einer sozialen Angststörung (SAS) leiden Jahrzehnte unter starken privaten und beruflichen Einschränkungen bis sie überhaupt in Erwägung ziehen, professionelle Hilfe aufzusuchen. Ein vielversprechender Ansatz könnten niedrigschwellige, schnell verfügbare, anonym nutzbare und in den Alltag integrierbare Smartphone-basierte Interventionen (SBI) sein. Bisher erforschte SBIs zur SAS wurden a) aus Internet-basierten Interventionen übernommen und b) haben keine Betroffenen in die Interventionsentwicklung involviert. Im Rahmen dieses Vortrages soll daher unter Berücksichtigung von Rückmeldungen Betroffener eine genuin fürs Smartphone erstellte SBI vorgestellt werden.

Methoden:

N = 10 Personen mit erhöhter sozialer Angst (Social Phobia Scale ≥22 oder Social Interaction Scale ≥33) bewerteten die Intervention Sophia (Soziale Phobie App) mithilfe eines Fragebogens mit offenen und geschlossen Fragen auf den vier Dimensionen Identifikation, Verständlichkeit, Machbarkeit und Motivation. Auf Basis der Rückmeldung wurde die Intervention weiterentwickelt.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse der geschlossenen Fragen zeigten eine Identifikation von 74,72%, Motivation von 72,50%, Machbarkeit von 80,83% und Verständlichkeit von 95%. In den offenen Fragen wurden ebenfalls eine teilweise mittelgradige Identifikation rückgemeldet. Aus beiden wurde abgeleitet, die Intervention spezifischer an die Angstsubtypen anzupassen sowie attraktiver und dadurch motivierender zu gestalten. Es wurde darüber hinaus ein GPS Modul zur Konfrontation mit eigenen Befürchtungen integriert.

Diskussion:

Trotz großer Zustimmung zu den Inhalten der SBI konnte durch das Einbeziehen von Betroffenen Verbesserungspotenzial aufgezeigt werden. Weitere Entwicklungszyklen sowie die Interventionstestung müssen zeigen, inwieweit eine SBI Betroffenen von sozialen Ängsten bei der Symptomreduktion helfen wird.