Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 715
DOI: 10.1055/s-0039-1694517
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Willrobotstakemyjob.com oder die Angst von Maschinen ersetzt zu werden – empirische Befunde mit dem COPSOQ

A Lindner
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW GmbH), Freiburg im Breisgau
,
HJ Lincke
2   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften – FFAW GmbH, Freiburg im Breisgau
,
M Nübling
3   FFAW: Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH, Freiburg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Im Zuge der Digitalisierung sind möglicherweise nicht nur hochrepetitive bzw. routinierte Berufe/Tätigkeiten (z.B. Fließband) in Gefahr, sondern auch hochqualifizierte Berufe im Dienstleistungssektor. Mithilfe des Items zur Sorge vor der Ersetzung durch (moderne) Technologien bzw. der Computerisierung im COPSOQ Fragebogen soll die unterschiedliche Wahrnehmung über Berufs-/Tätigkeitsgruppen hinweg beleuchtet werden sowie die Stärke des Zusammenhangs mit Beanspruchungen/Belastungs-Outcomes überprüft werden.

Methoden:

Die Frage/das Einzelitem B.9.2 „Machen Sie sich Sorgen, dass neue Technologien Sie überflüssig machen?“ der Skala „Unsicherheit des Arbeitsplatzes“, das sich bereits seit seiner Entwicklung im COPSOQ Fragebogen befindet (Nübling et al 2005: 12ff.), ist fünfstufig Likert-skaliert mit Punktwerten zwischen 0 – 100. Es wurden Angaben von rd. 280.000 Befragten aus der COPSOQ-Datenbank der FFAW GmbH ausgewertet.

Ergebnisse:

Das Einzelitem zur Technologisierung hat einen Mittelwert von 20,0 Punkten. In der Korrelation mit den COPSOQ-Skalen zu den Beanspruchungen/Belastungsfolgen zeigt die Angst vor der Wegrationalisierung einen schwachen Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit, dem Allgemeinen Gesundheitszustand, den Burnout-Symptomen und dem Präsentismus (r = 0,15 bis 0,16).

Betrachtet man die Ausprägung des Items über die 42 verschiedenen Berufs-/Tätigkeitsgruppen der COPSOQ Datenbank hinweg, zeigt sich, dass neben den manuellen Tätigkeiten (z.B. Kunststoff- u. Holzherst., -verarbeitung (MW 35,0), Papier-, Druckberufe, tech. Mediengestalt. (MW 29,5)) auch die Finanzdienstleistung (inkl. Rechnungsw., Steuerberatung (MW 25,2)) und Berufe in Verkehr und Logistik (MW 25,5) von einer möglichen Wegrationalisierung betroffen sind.

Diskussion:

Die Sorge um Automatisierung betrifft nicht mehr nur den Bereich der manuellen, sondern auch der kognitiven Routinetätigkeiten (z.B. repetitive Dienstleistungen). Auch Beschäftigte im Finanzsektor machen sich zunehmend Sorgen um einen Arbeitsplatzverlust im Zuge der Digitalisierung.