Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 720
DOI: 10.1055/s-0039-1694532
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ökonomische Evaluation von schützenden Interventionen für den Langzeitverlauf bei Depressionen (SCHILD)

H Schwendemann
1   Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg
,
F Frank
2   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Freiburg
,
L Hölzel
3   Sektion klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung, Freiburg
,
EM Bitzer
1   Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Depressive Störungen sind mit einer hohen Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen verbunden und waren in Deutschland 2018 für ca. 20% der Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich. Angehörigenschulungen haben sich bei anderen psychischen Erkrankungen als effektiv zur Reduktion von z.B. Rückfallhäufigkeiten erwiesen. Ziel der vorliegenden gesundheitsökonomischen Evaluation ist eine Kosteneffektivitätsanalyse der SCHILD-Angehörigenintervention aus zwei Perspektiven.

Methode:

Wir erfassten zu vier Messzeitpunkten in einer randomisiert, kontrollierten Interventionsstudie bei Patienten mit den Diagnosen F32/F33 u.a. stationäre Krankenhausaufenthalte, Rehabilitationsmaßnahmen, Arztkontakte, Arzneimittelkosten sowie den Produktivitätsausfall mit dem FIMA-Fragebogen. Dieser wird anhand standardisierter Bewertungssätze von Krauth (2005), Bock (2015) sowie mit der vom WIDO zur Verfügung gestellten Stammdateiplus des AOK-Arzneimittelindex verblindet ausgewertet.

Ergebnisse:

Aus Sicht der GKV liegen die Kosten der Intervention pro Angehörigen bei etwa 145 €. Aus gesellschaftlicher Perspektive addieren sich indirekte Kosten in Höhe von 178 €, so dass die Gesamtkosten der Intervention bei 322,80 € pro Person liegen.

In die Analyse schlossen wir 132 Personen ein. Im Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt liegen die Versorgungskosten der IG bei 5.412 € und sind um 1.460 € höher als in der KG (95%KI -439 € bis 3.360 €, p = 0,13). Gesamtgesellschaftlich betrachtet erhöhen sich die Kosten in der IG weiter und der Unterschied zur KG wird größer, aber nicht statistisch signifikant (IG 10.362 € vs. KG 7.611 €, Differenz: 2.752 €; 95%KI -394 € bis 5.897 €; p = 0,09).

Diskussion:

Angesichts der fehlenden (Kosten-) Wirksamkeit dient die Analyse eher zur Illustration denn zur Interpretation. Die Kosten der Intervention fallen gemessen an den Kosten der Versorgung nicht stark ins Gewicht. Die Inanspruchnahme und die Versorgungskosten zwischen der IG und KG unterscheiden sich nicht substanziell.