Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 721
DOI: 10.1055/s-0039-1694534
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Don't Risk Your Fun“ – Evaluation eines Programms zur Prävention unfallbedingter Verletzungen bei Jugendlichen

M Köhler
1   Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Hildesheim
,
S Bamberg
2   Steinbeis Transferzentrum für Interventions- und Evaluationsforschung, Rheda-Wiedenbrück
,
T Brockamp
3   Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, Berlin
,
T Altenhöner
4   FH Bielefeld, Bielefeld
,
H Zeeb
5   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen
,
T Gehlert
6   Unfallforschung der Versicherer, Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Verletzungen stellen weltweit die häufigste Todesursache bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen dar. Ein bedeutsamer Faktor für die hohe Inzidenz von Verletzungen sind Unfälle im Straßenverkehr. Das Risiko für das Auftreten solcher unbeabsichtigten Verletzungen und ihrer letalen Folgen könnte substanziell reduziert werden, wenn dem häufig ursächlichen Risikoverhalten erfolgreicher vorgebeugt würde. Das Präventionsprogramm P.A.R.T.Y., bei dem Schulklassen einen Tag in einer Unfallklinik verbringen, will das Verhalten von Jugendlichen verbessern, um unfallbedingte Verletzungen und vorzeitige Sterblichkeit zu verhindern.

Methode:

Mithilfe eines längsschnittlichen quasiexperimentellen Untersuchungsdesigns wurden 330 Jugendliche, die jeweils mit ihrer Schulklasse an einem P.A.R.T.Y.-Tag teilnahmen, unmittelbar davor, danach sowie 4 – 5 Monate später zu ihrem intendierten Verhalten und vermittelnden Determinanten befragt. Ihre Daten wurden mit denen von 244 Jugendlichen ohne Interventionsteilnahme metaanalytisch ausgewertet, um kurz- und längerfristige Effekte zu ermitteln.

Ergebnisse:

Für die meisten erhobenen Parameter ließen sich unmittelbar nach der Intervention kleine positive Effekte nachweisen, die allerdings längerfristig und insbesondere für das selbstberichtete Verhalten nicht erhalten blieben. Anhand von pfadanalytischen Modellen konnten wichtige Prädiktoren für Verhaltensänderungen ermittelt werden (z.B. Selbstwirksamkeit), für die sich aber keine oder nur kurzfristige Effekte zeigten.

Diskussion:

Eine wesentliche Herausforderung verhaltenspräventiver Ansätze besteht darin, Verhalten und dahinterliegende Determinanten nachhaltig zu beeinflussen, damit Verletzungen, die im Zusammenhang mit Risikoverhalten stehen, zukünftig häufiger vermieden werden können. Furchtappelle, wie sie im P.A.R.T.Y.-Programm vorrangig vermittelt werden, scheinen dazu nur bedingt und eher kurzfristig geeignet, insbesondere, wenn die Stärkung psychosozialer Ressourcen nicht ausreichend Berücksichtigung findet. Dementsprechend ist zu überlegen, wie das P.A.R.T.Y.-Programm angepasst werden könnte, um solche Komponenten zu ergänzen.