Gendersensible Betriebliche Gesundheitsförderung. Kriterien aus Literatur und Beispiele aus der Praxis

Gesundheit hat ein Geschlecht. Um in der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) sowohl Frauen als auch Männern gerechte Chancen für mehr Gesundheit einzuräumen, sollte in jeder BGF-Phase der Genderaspekt Berücksichtigung finden. AkteurInnen in BGF-Prozessen (z. B. Projektleitung, Führungskräfte, Präventivkräfte, BGF-Beratung) sollten daher hinsichtlich der Dimension Gender und Geschlecht zunehmend sensibilisiert werden. Kriterien für die Praxis fehlen noch weitgehend. Zur Unterstützung der BGF-Praxis erfolgte im Jahr 2018 die Beauftragung der Gesundheit Österreich vom Fonds Gesundes Österreich mit einem Projekt zur Aufbereitung von Wissen zu gendersensibler BGF. Für die Arbeit erfolgte eine Literatursuche auf Basis von Empfehlungen von ExpertInnen der Gesundheitsförderung. Zur Einbindung exemplarischer Praxisbeispiele konnten die Dokumentationen von fünf BGF-Projekten mit Gender- bzw. Geschlechterbezug eingeschlossen werden. Die inhaltliche Analyse und Identifikation von Kriterien fand nach 4 definierten Ein- bzw. Ausschlusskriterien statt. 17 genderrelevante Kriterien mit 62 Checklist-Fragen, die für eine gendersensible BGF von AkteurInnen in der Praxis eingesetzt werden können, konnten identifiziert werden. Die Kriterien und Fragen werden im Vortrag in anschaulicher Form präsentiert, und teilweise um ausgewählte Praxisbeispiele ergänzt. Als Schlussfolgerung zeigte sich, dass für zukünftige gendersensible BGF-Prozesse Indikatoren als Messgröße erarbeitet werden sollten. Gendersensible BGF birgt zudem eine komplexe Dimension, die über kleinteilige Maßnahmen und innerbetriebliche BGF häufig hinausgeht, da Geschlecht eine Strukturkategorie ist und damit strukturelle und gesellschaftliche Faktoren immer (mit-)wirken. Dieser Umstand sollte in zukünftigen BGF-Projekten stärker in den Vordergrund rücken.

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Article published online:
26 May 2020