Gesundheitswesen 2020; 82(05): 469
DOI: 10.1055/s-0040-1709018
Vorträge und Poster

Entwicklungstrends bildungsbasierter sozialer Ungleichheiten bei adipositaserkrankten Erwachsenen in Österreich

F Großschädl
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Pflegewissenschaft, Graz, Österreich
,
W Stronegger
2   Medizinische Universität Graz, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Graz, Österreich
› Institutsangaben
 

Hintergrund Die soziale Ungleichheit in Bezug auf Gesundheit und Gesundheitsdeterminanten variiert in den meisten Ländern über längere Zeiträume in unterschiedlichem Ausmaß. Ziel dieser Studie war die Darstellung des Ausmaßes und der Veränderung bildungsbasierter Ungleichheiten im Hinblick auf Adipositas bei Erwachsenen in Österreich seit Anfang der 1980er Jahre.

Methoden Sekundärdaten wurden aus nationalen repräsentativen Gesundheitserhebungen (1983–2014) für Österreich analysiert (N = 103.722). Selbstberichteten BMI-Angaben wurden auf Basis einer Validierungsstudie korrigiert. Bildungsstatus wurde als höchsterreichter Bildungslevel gemessen und kategorisiert. Adipositas wurde als BMI ≥ 30 kg/m2 definiert. Eine Darstellung der Trends erfolgte durch das attributable Risiko. Zur Messung des Ausmaßes der sozialen Ungleichheiten wurde der Relative Index of Inequality (RII) basierend auf dem Bildungslevel berechnet.

Ergebnisse 2014 betrug die altersadjustierte Adipositasprävalenz bei Frauen 14,6 % (95 %KI: 14,0–15,3) und bei Männern 16,8 % (95 %KI: 16,1–17,9). Die Adipositasprävalenz war im Untersuchungszeitraum bei Personen mit niedrigstem Bildungslevel am höchsten und bei jenen mit höchstem Bildungslevel am niedrigsten. In allen Bildungsgruppen nahm die Rate Adipöser im Untersuchungszeitraum zu. Den stärksten Anstieg gab es bei jenen mit niedrigem Bildungslevel. Akademikerinnen hatten den geringsten Anstieg in der Adipositasprävalenz. Der RII war bei Frauen stets höher als bei Männern, wobei unter Männern ein ansteigender RII während der Untersuchungsperiode ersichtlich war.

Schlussfolgerungen Bildung ist ein zentraler Risikofaktor für Adipositas in Österreich. Basierend auf diesen Ergebnissen können zielgruppenspezifisch gesundheits- und sozialpolitische Maßnahmen und Programme geplant werden, um die Adipositasrate zu verringern. Die Reduktion materieller Ungleichheiten ist dabei ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen Adipositas und trägt wesentlich dazu bei, soziale Ungleichheiten im Gesundheitssystem zu verringern.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. Mai 2020

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