Ich sehe was, was du nicht siehst⋯ Erfolgsfaktoren und Barrieren der nachhaltigen Verankerung von Kulturbegleitung für Menschen mit Demenz

Hintergrund In einem 2019 veröffentlichten Bericht, der über 3000 Einzelstudien vereint, zeigt die Weltgesundheitsorganisation die große Bedeutung von Kunst in der Prävention, Gesundheitsförderung und Krankheitsbehandlung über die gesamte Lebensspanne auf. Angebote der Kulturbegleitung für Menschen mit Demenz (MmD) können nicht nur die soziale Teilhabe der Betroffenen, sondern auch Selbstwertgefühl, positive Emotionen und kognitive Fähigkeiten fördern (Windle et al., 2018; Zeilig et al., 2014). Projektbeschreibung: Die Kärntner Landesregierung hat im Mai 2019 eine kostenlose dreitägige Fortbildung zur Kulturbegleitung für MmD angeboten. 24 Vertreter*innen aus den Bereichen stationäre Pflege, Kunstvermittlung, Theaterpädagogik sowie Wissenschaft nahmen das Angebot in Anspruch, zu einem Erfahrungsaustausch im November 2019 trafen sich erneut acht davon. Im Rahmen einer begleitenden qualitativen Interviewstudie wurde untersucht, inwieweit Angebote der Kulturbegleitung geplant bzw. realisiert worden sind und welche Erfolgsfaktoren und Barrieren für eine nachhaltige Verankerung identifiziert werden können. Sieben Personen konnten befragt werden; das aufgenommene und transkribierte Material wurde mittels Qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring, 2010) ausgewertet. Ergebnisse: Die Umsetzung von Kulturbegleitung für MmD steckt in Kärnten noch in den Kinderschuhen, was sich aufgrund zahlreicher Barrieren erklären lässt: Das Fehlen von potentiellen Begleitpersonen, Zeitknappheit, mangelndes Wissen über MmD, vor allem im Setting Museum, finanzielle Schwierigkeiten, aber auch fehlende Informationsvermittlung hinsichtlich bestehender Angebote werden genannt. Als Erfolgsfaktoren können gute Kooperationen, Regelmäßigkeit der Angebote, Erfahrungswissen und das Schaffen von Anreizsystemen identifiziert werden. Empfehlungen: Zur Unterstützung der nachhaltigen Verankerung von Kulturbegleitung für MmD, bedarf es einer koordinierenden Stelle, die (1) ein Netzwerk von Kulturbegleiter*innen etabliert, (2) Öffentlichkeitsarbeit forciert, (3) Berührungsängste abbaut, (4) Outreach Programme entwickelt und evaluiert.

Publication History

Article published online:
26 May 2020