Gesundheitswesen 2020; 82(05): 480
DOI: 10.1055/s-0040-1709057
Vorträge und Poster

„Da ist eigentlich niemand, was mich unterstützt“ – soziale Netzwerke von Familien und ihre Relevanz für die Gesundheit

S Mairhofer
1   Freie Universität Bozen, Fakultät für Bildungswissenschaften, Brixen, Italien
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Das hier vorgestellte Forschungsprojekt beschäftigt sich mit aktuellen Themen von Familie und Diensten, welche mit Familien arbeiten (Bereiche Soziales, Gesundheit, Bildung).

Die qualitativen Daten wurden in einer umfangreichen Befragung durch 120 leitfragengestützte Interviews mit Eltern aus unterschiedlichen Familienformen und Mitarbeiter*innen von Diensten. Der qualitative Projektteil baut auf die Grounded-Theory-Methodologie auf, weshalb sich die differenzierten Themenbereiche erst im Forschungsprozess selbst entwickeln. Parallel dazu wurde eine quantitative Datenerhebung umgesetzt. Dazu wurden rund 1300 Eltern mittels schriftlichem Fragebogen befragt.

Zu den signifikantesten Ergebnisses der Studie gehören die häufig kaum vorhandenen oder fehlenden sozialen Netzwerke von Familien (Ergebnisse des qualitativen Teils mit egozentrierten Netzwerkkarten und quantitativen Fragebogens stimmig), die häufige Beschreibung von Druck und Stress auf allen Ebenen, mangelnde verständliche Informationen (auch im Bereich Gesundheit) und die Unzufriedenheit mit Sozial- und Gesundheitsdiensten. Aufbauend auf diese Ergebnisse werden nun die Zusammenhänge zwischen diesen Variablen untersucht und erste Auswertungen zeigen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken und beschriebenen Wohlbefinden, Stress- bzw. Druckempfinden, aber auch in der Nutzung und Zufriedenheit mit Sozial- und Gesundheitsdiensten besteht. Auch ist ein Zusammenhang zwischen Gesundheitszustand der Kinder und sozialen Netzwerken der Eltern erkennbar. Dabei geht es nicht nur um die Quantität der Netzwerke (Anzahl der Netzwerkpartner), sondern auch um qualitative Aspekte, beispielweise wer diese Netzwerkpartner sind und wie positiv oder konfliktreich Beziehungen beschrieben wurden.

Die Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz der Arbeit mit sozialen Netzwerken als Public-Health-Thema und warum es dazu weiterer Forschung bedarf.



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Article published online:
26 May 2020

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