Aktuelle Ernährungsmedizin 2021; 46(03): e18
DOI: 10.1055/s-0041-1729721
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ERNÄHRUNG VON MENSCHEN MIT PSYCHISCHEN ERKRANKUNGEN – EIN NEUES FELD DER ERNÄHRUNGSMEDIZIN

AS Mueller-Stierlin
1   Department of Psychiatry and Psychotherapy II, Ulm University, Ulm, Germany
,
J Breilmann
1   Department of Psychiatry and Psychotherapy II, Ulm University, Ulm, Germany
,
S Moerkl
2   Univ. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
S Teasdale
3   School of Psychiatry, UNSW Sydney, Sydney, Australia
,
R Kilian
1   Department of Psychiatry and Psychotherapy II, Ulm University, Ulm, Germany
› Author Affiliations
 

Introduction Die 12-Monatsprävalenz für psychische Erkrankungen beträgt 27,5 % in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen leiden häufig zusätzlich an somatischen Komorbiditäten und damit geht eine um 10 bis 20 Jahre reduzierte Lebenserwartung einher. Außer den Nebenwirkungen von Medikamenten und der Vernachlässigung körperlicher Symptome in der ärztlichen Behandlung bilden ungünstige Lebensstilfaktoren hierfür eine zentrale Ursache.

Objectives In diesem Beitrag soll das junge Forschungsfeld der ‘Nutritional Psychiatry Research’ anhand von Fallstudien vorgestellt werden.

Methods Im Rahmen einer DFG-Förderung zur Initiierung internationaler Kooperationen wurden zwischenzeitig verschiedene systematische Reviews initiiert und durchgeführt. Des Weiteren wurden qualitative Leitfadeninterviews mit Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland, Österreich und Australien durchgeführt und analysiert.

Results Die ersten Ergebnisse weisen darauf hin, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen ein ungesundes bzw. gestörtes Ernährungsverhalten aufzeigen. Die Betroffenen sehen die Ursachen hierfür teils in ihrem psychischen Gesundheitszustand bzw. ihrer medikamentösen Behandlung. Der Wunsch nach mehr Unterstützung zur Verbesserung des Ernährungsverhaltens im Rahmen der psychiatrischen Versorgung wurde mehrfach geäußert. Evidenzbasierte Empfehlungen bzw. strukturierte Programme für diese Zielgruppe existieren bislang kaum in Deutschland.

Conclusion Die S3-Leitlinie ‘Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen’ gibt die Empfehlung, ernährungsbezogene Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in dieser Zielgruppe einzusetzen. Als Voraussetzung müssen jedoch entsprechende Programme zuerst noch mit Betroffenen entwickelt und auf deren Wirksamkeit untersucht werden. Gute Grundlagen bilden hierfür internationale Modellprojekte und erste Erkenntnisse aus deutschen Pilotstudien.

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Article published online:
16 June 2021

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