Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 669-670
DOI: 10.1055/s-0041-1732009
Mittwoch 22.09.2021
Vorträge

E-Mental-Health-Ansätze - nur etwas für junge Menschen? Ergebnisse einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie im hausärztlichen Versorgungssetting

M Löbner
1   Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
,
A Pabst
1   Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
,
J Stein
1   Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
,
M Luppa
1   Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
,
A Kersting
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
,
HH König
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung
,
SG Riedel-Heller
1   Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
› Author Affiliations
 

Einleitung E-Mental-Health-Ansätze stellen eine neue Behandlungskomponente im Bereich der Versorgung psychischer Erkrankungen dar. Bisher gibt es nur sehr wenige Informationen über das Nutzungsverhalten und die Wirksamkeit solcher Programme in der Patientengruppe über 60 Jahren.

Methoden Präsentiert werden Sekundäranalysen einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie mit N = 647 Hausarztpatienten mit leichter bis mittelgradiger Depression. Die Interventionsgruppe (IG) erhielt Zugang zur internet-basierten Intervention + die hausärztliche Standardbehandlung (TAU), die Kontrollgruppe (KG) nur TAU. Der Schweregrad der Depression wurde mit dem Beck-Depressions-Inventars (BDI-II) zur Baseline, nach 6 Wochen und 6 Monaten gemessen. Es wurde eine Intention-to-treat-Analyse durchgeführt. Die Wirksamkeit wurde mit Hierarchischen Linearen Modellen geprüft. Die Analysen wurden nach Alter in drei Gruppen stratifiziert: 18-39 Jahre, 40-59 Jahre und 60+ Jahre.

Ergebnisse Es wurden keine Altersunterschiede in der Wirksamkeit der Intervention gefunden. IG Patienten zeigten in allen Altersgruppen und zu beiden Follow-ups eine signifikant stärkere Verbesserung der depressiven Symptomatik im Vergleich zur KG. Die Effektgrößen reichten von d = 0,31 (40-59 Jahre, 6 Wochen) bis d = 1,71 (60+ Jahre, 6 Monate). Die Nutzungsaufnahme der Intervention lag bei 70 %, ohne Unterschiede zwischen den Altersgruppen (χ2 = 0,18, p =,915). Die durchschnittliche Anzahl abgeschlossener Programmbausteine nahm mit dem Alter zu (χ2 = 18,99, p =,040).

Fazit E-Mental-Health-Ansätze stellen auch für ältere Menschen eine geeignete Behandlungsoption dar. Sowohl Betroffene als auch Behandler sollten im stärkeren Maße für die Möglichkeit eines Einsatzes von internetbasierten Interventionen in der Altersgruppe 60+ sensibilisiert werden.



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Article published online:
02 September 2021

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