Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 676
DOI: 10.1055/s-0041-1732034
Mittwoch 22.09.2021
Vorträge

Barrieren der Reha-Antragstellung aus Sicht von Personen mit Rückenschmerzen und subjektivem Reha-Bedürfnis

JM Zimmer
1   Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
,
D Fausern
2   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
A Golla
1   Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
,
N Schmitt
1   Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
,
M Bethge
2   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
W Mau
1   Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Ein erheblicher Teil an Personen mit neu bewilligter Erwerbsminderungsrente (EMR) wegen chronischer Rückenschmerzen (RS) nimmt im Vorfeld keine Leistungen zur medizinischen Rehabilitation in Anspruch. Bisher wurden v.a. theoriegeleitete Barrieren des Rehabilitationszugangs untersucht. Konkrete Hindernisse einer Reha-Antragstellung aus Betroffenenperspektive mit einer großen Versichertenstichprobe waren dagegen kaum Forschungsthema.

Methoden Fragebogendaten der DFG-geförderten Kohortenstudie „Rehab-BP“ (erwerbstätige DRV-Versicherte; Alter 45-59 Jahre; ohne bisherigen EMR-Antrag bzw. Reha-Antrag in den letzten 4 Jahren) wurden explorativ analysiert. Personen mit RS in den letzten 3 Monaten, einem subjektiven Reha-Bedürfnis, aber ohne Antragsintention wurden betrachtet. Neben einem Mehrfachantwortset mit 7 vorgegebenen Gründen gegen eine Reha-Beantragung konnten auch Gründe als Freitext ergänzt werden. Die Freitextangaben wurden durch 2 Autor*innen unabhängig induktiv kategorisiert und inhaltsanalytisch zusammengefasst.

Ergebnisse 1.539 Personen benannten mindestens einen Hinderungsgrund, darunter am häufigsten befürchtete Nachteile auf der Arbeit (47 %), mangelnde Zeit für eine Reha (30 %) sowie einen zu hohen Antragsaufwand (27 %). 284 Personen ergänzten Freitextangaben, aus denen sich 12 weitere Kategorien zusammenfassen ließen. Demnach wurde eine fehlende Antragsintention u. a. mit einer erwarteten Ablehnung des Antrags, fehlendem Wissen zur Reha, einer ungünstigen Arbeitssituation oder der Inanspruchnahme anderer Therapien begründet.

Fazit Die explorative Analyse liefert wichtige Indizien zu person- und umweltbezogenen Reha-Antragsbarrieren trotz Reha-Bedürfnis. Auf dieser Basis sind gezielte Interventionen für potenziell beeinflussbare Hindernisse zu prüfen.



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Article published online:
02 September 2021

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