Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 688
DOI: 10.1055/s-0041-1732076
Mittwoch 22.09.2021
Vorträge

Gesellschaftliche Wandlungsprozesse als Anlass für veränderte Anforderungen an Mediziner und Patienten - Patientenberatung als Übersetzungsinstrument zwischen medizinischen Möglichkeiten und individuellen Bedürfnissen der Patienten

I Wagner
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fakultät für Humanwissenschaften - Institut I, Magdeburg, Deutschland
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Einleitung. Gesellschaftliche Wandlungsprozesse sind durch steigende Komplexität und wachsende Individualität gekennzeichnet, die auch auf das medizinische System wirken. Schlagworte wie shared decision making oder Mediziner auf Augenhöhe stehen für ein verändertes Arzt-Patientenverhältnis, indem sich Rollen und Selbstverständni neu definieren. Ist ein Patient, welcher Not und emotionale Belastungen erleidet, in der Lage mündige Entscheidungen zu treffen bzw. auf Augenhöhe zu kommunizieren? Welche Verantwortung kann, soll und muss ein Arzt für einen Patienten übernehmen? Professionstheoretisch gefragt: wie symmetrisch kann, und wie asymmetrisch muss die Beziehung sein?

Methoden Beitrag diskutiert die Forschungsergebnisse, welche durch Gruppendiskussionen, Interviews und quantitative Erhebungen generiert wurden und der Erstellung einer Dissertation dienen.

Ergebnisse Die Analyse deutet drauf hin, dass statt der Erhöhung der Anforderungen an die Akteure das Vertrauen in dieser Beziehung im Mittelpunkt stehen und Ausgangspunkt der Diskussion sein sollte. Zur Erhaltung des Vertrauens und um die Arzt-Patienten-Beziehung innerhalb der Profession zu stärken wurde 1990 im Bereich der Zahnmedizin die zahnmedizinische Patientenberatung implementiert. Die Öffnung der dyadischen Beziehung hin zu einer Triade ermöglicht es, emotionale Unsicherheiten, Informationsdefizite und falsche Erwartungen an die Behandlung in einem Umfeld zu bearbeiten, in welchem Zeit für Kommunikation und neutraler Raum gegeben ist.

Fazit Das Vertrauen zwischen Arzt und Patient wird gestärkt, konfliktfördernde Schritte wie rechtliche Konsequenzen und Behandlerwechsel können vermieden werden. Beiderseitiger Vertrauenszugewinn und die Verbesserung der Kommunikation in der Dyade sind das Ergebnis.



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Article published online:
02 September 2021

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