Zusammenfassung
Hintergrund und Studienziel: Die Belastung mit Freizeitlärm gewinnt aufgrund des sich ändernden Freizeitverhaltens
zunehmend auch unter Kindern und Jugendlichen an Bedeutung. Daher war es Ziel der
Pilotstudie „Ohrkan Kids“, bei Schülern der 6. Klasse die Exposition gegenüber Freizeitlärm
durch mobile Musikabspielgeräte zu erfassen. Weiterhin sollten Präventionsmöglichkeiten
zur Reduzierung der Freizeitlärmbelastung aufgezeigt werden.
Methoden: In „Ohrkan Kids“ wurden 38 Schülerinnen und Schüler einer bayerischen Mittelschule
im Alter von 11 bis 14 Jahren mithilfe eines standardisierten Fragebogens bezüglich
ihres Musikkonsums befragt. Zusätzlich wurden Messungen der üblicherweise von den
Kindern eingestellten Lautstärke am tragbaren Musikabspielgerät durchgeführt. Zudem
wurden die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Krankenkassen sowie die
Gesundheitsressorts und Kultusministerien der Bundesländer schriftlich bezüglich ihrer
Präventionsaktivitäten im Bereich Freizeitlärm befragt.
Ergebnisse: Bei der Berechnung des äquivalenten Schallpegels basierend auf den Fragebogenangaben
zur wöchentlichen Nutzungsdauer überschritten 10 von 31 Kindern (32,3%) den oberen
Auslösewert aus dem Arbeitsschutz von 85 dB. Legt man die tatsächlichen Messwerte
zugrunde, waren es 9 von 31 (29,0%) Kinder. Die DGUV sowie einige Bundesländer führen
einzelne Projekte im Bereich Prävention der Freizeitlärmexposition durch.
Schlussfolgerung: Die hohe Anzahl von Kindern mit riskantem Musikkonsum weist darauf hin, dass Maßnahmen
zur Prävention von freizeitlärmbedingten Gehörschäden schon bei 11 bis 14-Jährigen
notwendig sind. Um möglichst viele Kinder zu erreichen, sollten sowohl verhaltens-
als auch verhältnispräventive Maßnahmen eingesetzt werden, die altersgerecht und zielgruppenspezifisch
konzipiert sein müssen. Da es bislang nur wenige Studien gibt, die die Effektivität
von Aufklärungskampagnen zur Prävention von Freizeitlärm untersucht haben, sollten
Präventionsprojekte zukünftig zur Abschätzung der Wirksamkeit gezielter evaluiert
werden.
Abstract
Background and Objectives: Exposure to recreational noise is becoming increasingly important due to a change
in leisure behavior amongst children and adolescents. The aim of this pilot study
was to assess exposure of 6th grade pupils to recreational noise from portable listening devices (PLD). Furthermore,
preventive measures to reduce recreational noise exposure should be identified.
Methods: In „Ohrkan Kids“, 38 Bavarian pupils aged 11 to 14 were interviewed regarding their
music listening behavior using a standardized questionnaire. In addition, measurements
of commonly used volume settings on the children’s portable listening devices were
carried out. Furthermore, the German Social Accident Insurance (DGUV), health insurance
companies as well as health and education ministries of the German federal states
were surveyed regarding their activities in the prevention of recreational noise exposure.
Results: Based on the questionnaire data for weekly usage, 10 out of 31 children (32.3%) exceeded
the upper exposure value of 85 dB recommended by labor protection law. Taking actually
measured values, 9 out of 31 children (29%) exceeded this level. The DGUV and some
federal states carry out specific projects for the prevention of recreational noise
exposure.
Conclusion: The large number of children with hazardous music consumption indicates that measures
for the prevention of noise-induced hearing loss are already required for 11 to 14
year olds. To maximize the number of children addressed, age-appropriate and target-group-specific
preventive measures are needed. As there are only few studies which examined the effectiveness
of awareness campaigns for the prevention of recreational noise, any future prevention
projects should be evaluated with an increased focus on estimating their effectiveness.
Schlüsselwörter
Jugendliche - Freizeitlärm - Tragbare Musikabspielgeräte - MP3-Player - Prävention
Key words
adolescents - leisure noise - personal listening devices - MP3 players - prevention