Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 889
DOI: 10.1055/s-0042-1751188
Abstracts | ÖGPH

Korrelation zwischen Klimaerwärmung und Entwicklung der Adipositasprävalenz in 35 Europäischen Ländern

ThomasErnst Dorner
1   Karl Landsteiner Institut für Gesundheitsförderungsforschung, St. Pölten, Österreich
,
Viktoria Stein
1   Karl Landsteiner Institut für Gesundheitsförderungsforschung, St. Pölten, Österreich
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Hintergrund Es gibt Hinweise darauf, dass der Klimawandel das Risiko für die Entwicklung von Adipositas erhöht. Als Gründe dafür gelten verringerte Thermogenese, weniger Bewegung, geringere Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln wie Obst und Gemüse, und Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit. Der Anstieg der mittleren Temperatur und der Adipositasprävalenz variierte in einzelnen europäischen Ländern. Es war die Absicht dieser Analyse zu prüfen, ob die Erhöhung der Temperatur mit der Erhöhung der Adipositasprävalenz in 35 Europäischen Ländern korreliert.

Methoden Daten zur Erderwärmung wurden dem European Data Journalism Network entnommen, wo Anstiege der mittleren Temperaturen in 558 Messstellen im Zeitraum 1979-2017 für 35 Europäische Länder registriert wurden. Daten zur Änderung der Adipositasprävalenz in diesen Ländern im Zeitraum 1979-2016 entstammen der WHO- Health-for-all-Database. Pearson Korrelation Koeffizienten wurden ermittelt, stratifiziert nach Terzilen der mittleren Jahrestemperatur.

Ergebnisse Die durchschnittliche Temperaturerhöhung betrug in Europa 1,00°C (in Irland, Portugal, Malta und UK unter 0,7°C; in Dänemark, Bosnien/Herzegowina, Finnland und Rumänien über 1,2°C). Gleichzeitig ist die Prävalenz von Adipositas in Europa um 12,2% gestiegen (in Skandinavien unter 3%; in Malta, Zypern, Griechenland und Portugal über 15%). In Ländern mit niedriger Durchschnittstemperatur betrug der Korrelationskoeffizient -0,30 (P=0,369), in Ländern mit mittlerer -0,71 (P=0,003) und in Ländern mit hoher Durchschnittstemperatur -0,31 (P=0,412).

Schlussfolgerungen Die Steigerung der Adipositasprävalenz korrelierte kontraintuitiv negativ, teils signifikant, mit der Klimaerwärmung in europäischen Ländern. Dies deutet darauf hin, dass das gemäßigte Klima Europas derzeit noch einen gewissen Schutzeffekt bietet. Deswegen ist es umso wichtiger, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klimabedingungen und Adipositas besser zu verstehen, und geeignete Präventionsstrategien zu entwickeln.



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Article published online:
22 August 2022

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