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DOI: 10.1055/s-0042-1753706
Fühlen sich Beschäftigte bei ihrer beruflichen Rückkehr nach längerer Arbeitsunfähigkeit von ihrem Arbeitgeber unterstützt? Welche Rolle spielt die Unternehmensgröße? Ergebnisse aus einer Pilotbefragung innerhalb der Gutenberg-Gesundheitsstudie
Einleitung In Deutschland müssen Arbeitgeber langzeit-arbeitsunfähige Beschäftigte bei der beruflichen Rückkehr durch das Angebot eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) unterstützen und sollten ihnen eine ärztlich empfohlene Stufenweise Wiedereingliederung (StW) ermöglichen. Allerdings scheinen Umsetzungslücken insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen zu bestehen. Zugleich ist unklar wie Betroffene den Nutzen der Verfahren bewerten. Wir untersuchen, welche Beschäftigtengruppen sich bei der beruflichen Rückkehr durch den Arbeitgeber unterstützt fühlen und ob Unterschiede abhängig von der Unternehmensgröße bestehen.
Methoden Es werden im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) mit dem Pilot-FragebogenzurRückkehr in den Beruf retrospektiv erhobene Daten analysiert. Die Fragen zur Rückkehr in den Beruf richteten sich an all jene der zwischen 10/2019 und 06/2020 im 10- bzw. 12,5-Jahres-Follow-up untersuchten GHS-TeilnehmerInnen, die in den vorausgegangenen 5 Jahren sowohl (phasenweise) abhängig beschäftigt als auch innerhalb von 12 Monaten insgesamt mindestens 6 Wochen arbeitsunfähig gewesen waren. Die vorliegende Analyse basiert damit auf den Angaben von 189 Befragten. Fehlende Angaben wurden mittels multipler Imputation bei 18% der Fälle ersetzt.
Abhängige Variable im multivariablen binär logistischen Regressionsmodell ist: „Ausreichend durch den Arbeitgeber bei der Rückkehr unterstützt gefühlt“ [„(Eher) Ja“ vs. „Teils-teils/(Eher) Nein“]. Berücksichtigte Einflussfaktoren sind: Geschlecht, Alter, der Grund der Arbeitsunfähigkeit [„Unfall“/ „muskuloskelettale“/ „psychische“ vs. „andere und multiple Erkrankungen“], die Bewertung der beruflichen Situation vor der Arbeitsunfähigkeit [„Teilweise bis Sehr erfüllend“ vs. „Stark/Etwas belastend“], die Unternehmensgröße [</≥250 Mitarbeitende] und eine arbeitgeberseitig bestehende BEM-/StW-Option [„Ja“ vs. „Nein“].
Ergebnisse 57% der 189 Befragten berichteten, bei ihrer beruflichen Rückkehr (eher) ausreichend durch den Arbeitgeber unterstützt worden zu sein. Die Beschäftigung in einem großen Unternehmen ist kein signifikanter Prädiktor für wahrgenommene Arbeitgeberunterstützung (OR: 1,8; 95%-KI: 0,9-3,5), wenn auch der Einflussfaktor „arbeitgeberseitig bestehende BEM-/StW-Option“ (OR: 5,4; 95%-KI: 2,1-13,7) berücksichtigt wird. Männliche Beschäftigte (OR: 2,1; 95%-KI: 1,0-4,2) und jene, die die berufliche Situation vor der Arbeitsunfähigkeit als (teilweise) erfüllend erlebt haben (OR: 3,1; 95%-KI: 1,4-6,8), haben zugleich eine höhere Chance, sich (eher) unterstützt zu fühlen.
Schlussfolgerung Es besteht Optimierungsbedarf, insofern sich nach längerer Arbeitsunfähigkeit nur gut die Hälfte der Betroffenen bei ihrer beruflichen Rückkehr (eher) ausreichend durch den Arbeitgeber unterstützt fühlt. Mit der Unternehmensgröße assoziierte Unterschiede lassen sich teilweise durch eine arbeitgeberseitig bestehende BEM-/StW-Option erklären.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
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Germany