Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 810
DOI: 10.1055/s-0042-1753823
Abstracts | DGSMP/DGMS
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Thema: Arbeit und Gesundheit

Belastende Arbeitsanforderungen, gesundheitsbezogene Parameter und Interesse an betrieblichen Gesundheitsangeboten von Pflegenden im ländlichen Raum

S Kus
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), Münchnen, Deutschland
2   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
,
P von Mallek
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), Münchnen, Deutschland
2   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
,
L Binder
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), Münchnen, Deutschland
2   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
,
A Schuh
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), Münchnen, Deutschland
2   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
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Einleitung Seit Jahren ist unter Pflegenden ein höherer Krankenstand im Vergleich zu anderen Berufsgruppen zu beobachten. Im Projekt big.KMU zielte eine Befragung von Pflegenden darauf ab, aktuelle Erkenntnisse zu belastenden Arbeitsanforderungen und gesundheitlichen Parametern zu erheben sowie das Interesse an betrieblichen Gesundheitsangeboten zu ermitteln.

Methoden Querschnittstudie unter Pflegekräften, die bei einem Pflegedienstanbieter im Landkreis Rottal-Inn, Niederbayern, beschäftigt sind. Erfasst wurden Daten zu (1) Soziodemografie, (2) belastenden Arbeitsanforderungen, (3) Gesundheit (SF-12) und Wohlbefinden (WHO-5) sowie (4) zu positiven Aspekten der Arbeit und Verbesserungspotenzialen und (5) zum Bedarf an betrieblichen Gesundheitsangeboten. Die Datenauswertung erfolgte deskriptiv, offene Fragen wurden qualitativ ausgewertet.

Ergebnisse Von 283 im November 2021 kontaktierten Pflegenden beteiligten sich 104 Personen (86,5 % weiblich, Rücklauf: 36,7%) an der Befragung. Unter starkem Termin- oder Leistungsdruck arbeiten zu müssen (61,5%) und dass die Tätigkeit zu gefühlsmäßig belastenden Situationen führt (53,8%) wurde am häufigsten als belastend genannt. Über die Hälfte der Teilnehmenden (53,4%) schätze ihre Gesundheit als „ausgezeichnet“ bzw. „sehr gut“ ein. Sie zeigten im SF-12 eine mittlere körperliche Summenskala von 46,9 (SD: 9,32) und eine mittlere psychische Summenskala von 46,5 (SD: 10,62). Das subjektive Wohlbefinden (WHO-5) lag bei 51,7 (SD: 23,04). Angaben zu positiven Aspekten ihrer Tätigkeit und Verbesserungspotenzialen machten 85 (81,7%) der Teilnehmenden. Insbesondere die kollegiale Zusammenarbeit (52,9%) und die Arbeit mit den zu betreuenden Menschen (36,5%) wurden als positiv hervorgehoben. Verbesserungspotenzial sahen 17,6% in der Bezahlung und dem Personalschlüssel sowie 16,5% in der Dienstplangestaltung. Der größte Bedarf an Gesundheitsangeboten lag in den Themenfeldern Stressbewältigung (58,7%), Rückengesundheit (53,8%) und Entspannungsmaßnahmen (50,0%).

Schlussfolgerung Dass die Arbeit unter starkem Termin und Leistungsdruck die am häufigsten genannte belastende Arbeitsanforderung ist und in den Themenfeldern Stressbewältigung, Rückengesundheit und Entspannung der größte Handlungsbedarf an betrieblichen Gesundheitsangeboten besteht, deckt sich mit den vom AOK-Bundesverband im Report 21 – Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege – veröffentlichten Ergebnissen. Hingegen übersteigt der Anteil derer, die in der Querschnittserhebung ihre Gesundheit als „weniger gut“ oder sogar „schlecht“ beurteilten mit 18,3% die Ergebnisse des AOK Reports (6,7%) um fast das Dreifache. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sich die Daten des AOK Reports auf die Jahre vor Beginn der Coronapandemie (2011-2019) beziehen. Die Ergebnisse aus der Befragung werden als umfassende Informationsbasis für die Entwicklung bedarfsgerechter Angebote betrieblicher Gesundheitsförderung in den regionalen Einrichtungen des Pflegedienstanbieters genutzt.



Publication History

Article published online:
22 August 2022

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