Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 812
DOI: 10.1055/s-0042-1753828
Abstracts | DGSMP/DGMS
Poster
Thema: COVID-19

Auswirkungen der Coronapandemie in der IT-Branche und bei den ambulanten sozialen Diensten: Wie bewerten Beschäftigte die Belastungssituation und das betriebliche Krisenmanagement?

C Gerdau-Heitmann
,
S Mümken
,
C Schicktanz
,
F Koppelin
 

Einleitung Die Pandemie durch das SARS-Cov-2 Virus hat sowohl die Beschäftigten als auch die Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Im Rahmen des BMBF-Projektes ,Flexible Dienstleistungsarbeit gesundheitsförderlich gestalten‘ (FlexiGesA) wurden die Beschäftigten der beteiligten Unternehmen aus den Bereichen IT und ambulante soziale Dienste (ASD) zu den Belastungen und Ressourcen, die mit der Pandemie verbunden sein können, sowie dem Krisenmanagement der Unternehmensführung, befragt.

Methoden In die Auswertungen sind Ergebnisse von 647 Beschäftigten aus drei Unternehmen der ASD (n = 361; Frauen = 81 %) und zwei IT-Unternehmen (n = 286; Frauen = 38 %) eingeflossen, die sich im Frühjahr 2021 an einer unternehmensweiten Befragung beteiligt haben. In diesem Kontext wurden die Arbeitsbedingungen und die Gesundheit der Mitarbeitenden erfasst und dabei wurden ebenfalls Fragen zu den Belastungen beziehungsweise Auswirkungen durch die Coronapandemie sowie dem Krisenmanagement gestellt.

Ergebnisse Unter den Teilnehmenden im Bereich der ASD berichteten etwa 41 % der Beschäftigten, dass die coronabedingten Veränderungen sie belasten. Hingegen gaben dies nur etwa 25 % der Beschäftigten aus der IT an. Die Befragten berichteten branchenübergreifend, dass sie sich häufiger Sorgen um die Gesundheit ihrer Angehörigen machen (ASD ca. 54 % und IT etwa 40 %), als um ihre eigene Gesundheit (ASD ca. 28 % und IT etwa 14 %). Darüber hinaus wurde deutlich, dass das Krisenmanagement in beiden Bereichen gut durchgeführt wurde. Der Bereich der ASD bewertet auf einer Skala (0 = sehr schlecht bis 10 = sehr gut) das Krisenmanagement zwar etwas schlechter als die IT-Branche (7,5 vs. 9,0), war aber auch aufgrund des in Deutschland vorherrschenden Mangels an Hygieneartikeln mit größeren Herausforderungen konfrontriert. Auch zeigt die subjektive Einschätzung zum Infektionsrisiko (0 = kein Risiko bis 10 = sehr hohes Risiko), dass die ASD mit einem deutlich höheren wahrgenommenen Risiko umgehen mussten als es in der IT-Branche der Fall war (ASD: 4,7; IT: 1,8). Zudem wurden in der IT in höherem Umfang durch die Pandemie angestoßene Verbesserungen, wie zum Beispiel hinsichtlich der Arbeitszeit- und Pausengestaltung, gesehen.

Schlussfolgerung Beide Dienstleistungsbereiche ASD und IT zeichnen sich durch flexible Interaktionsarbeit aus, wobei allerdings die Auswirkungen der Pandemie subjektiv unterschiedlich bewertet werden. Durch ein gelungenes gesundheitssensibles betriebliches Krisenmanagement lassen sich gesundheitliche Folgen gut abmildern, wenn auch nicht gänzlich verhindern. Weiterführende Studien sollten auch die langfristigen Folgen in den Blick nehmen.



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Article published online:
22 August 2022

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