Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 821-822
DOI: 10.1055/s-0042-1753852
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Erfassung von Basisarbeit in wissenschaftlichen Studien

L Hünefeld
,
A Kaboth
,
M Lück
 

Einleitung Die Erforschung von Basisarbeit hat eine lange Forschungstradition, die durch eine Vielzahl von Operationalisierungen aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen geprägt ist. Hinsichtlich der Arbeitssituation von Basisarbeitenden verweist die bisherige Forschung auf prekäre, körperlich anstrengende, monotone und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen (Abel et al., 2009a; Hall & Sevindik, 2020). Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten Basisarbeit zu operationalisieren ist allerdings fraglich inwiefern die negativen Charakteristika der Basisarbeit generalisierbar sind und ob sich Gruppen von Basisarbeitenden mit verschiedenen Arbeitsbelastungen und -anforderungen identifizieren lassen. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des Projektes "Arbeits- und Gesundheitssituation von Erwerbstätigen in der Einfacharbeit" der BAuA (https://www.baua.de/DE/Aufgaben/Forschung/Forschungsprojekte/f2518.html) einerseits der Frage nachgegangen, wie Basisarbeit in quantitativen Forschungsdaten bislang abgebildet wird. Andererseits wurde beleuchtet, ob und inwiefern sich unterschiedliche Operationalisierungen von Basisarbeit ebenfalls in unterschiedlichen Anteilswerten hinsichtlich Soziodemographie, Beschäftigungsmerkmalen und Arbeitsbedingungen der Einfacharbeitenden niederschlagen.

Methoden Als Datengrundlage dient die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, bei der deutschlandweit 20.012 Erwerbstätige ab dem Alter von 15 Jahren mit einer Arbeitszeit von mindestens zehn Stunden pro Woche anhand von computerunterstützten Telefoninterviews befragt wurden. Die Analysen wurden für abhängig Beschäftigte (Arbeiter/-innen, Angestellte und Beamte/-innen) durchgeführt (n = 17.840). Die Auswertungen erfolgen sowohl deskriptiv als auch mit logistischen Regressionsmodellen. Die Ergebnisse zu soziodemografischen und betrieblichen Merkmalen wurden zusätzlich mithilfe des Mikrozensus 2017 auf ihre Robustheit überprüft.

Ergebnisse Insgesamt konnten neun Operationalisierungen identifiziert werden, die entweder auf der ausgeübten Tätigkeit oder der Qualifikation bzw. dem individuellen Bildungsgrad beruhen. Darüber hinaus lassen sich die Operationalisierungen nach den Kategorien "standardisiert“ und „unstandardisiert" differenzieren. Die Auswertungen der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 zeigen ferner auf, dass die jeweils verwendete Operationalisierung zu verschiedenen Gruppen und dementsprechend zu unterschiedlichen Merkmalen der Basisarbeit führt.

Schlussfolgerung Forscherinnen und Forscher müssen kritisch reflektieren, ob ihre Analyseergebnisse für alle Basisarbeitenden oder nur für Teilgruppen gelten. Für zukünftige Forschung ist zu prüfen, ob sich eine Kombination aus bereits bestehenden Operationalisierungen anbietet, um die gesamte Gruppe der Basisarbeitenden in Analysen besser abzubilden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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