Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 826
DOI: 10.1055/s-0042-1753867
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Wie wirkt sich die sozioökonomische Komposition der Schule auf Ungleichheiten im subjektiven Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern in Deutschland aus?

M Herke
1   Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
M Reuter
2   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institute of Medical Sociology, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
,
A Mayer
3   Heidelberg University, Center for Preventive Medicine and Digital Health Baden-Württemberg (CPD-BW), Mannheim, Deutschland
,
J Spallek
4   Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Gesundheitswissenschaften, Cottbus-Senftenberg, Deutschland
,
P Rattay
5   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
I Moor
1   Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
M Richter
6   Technische Universität München, Social Determinants of Health, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Zielsetzung des Beitrags ist es, zu untersuchen, inwiefern die sozioökonomische Komposition von Schulen mit dem Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern in Deutschland assoziiert ist. Konkret wurden die Assoziationen der Bildung, des Einkommens und des beruflichen Status der Eltern auf Individualebene und aggregiert auf Schulebene sowie die Interaktionen zwischen diesen Ebenen auf das subjektive Wohlbefinden von Schülern der Sekundarstufe I untersucht.

Methoden Es wurden Daten der Startkohorte „Klasse 5“ des Nationalen Bildungspanels (NEPS) herangezogen. Die Kohorte startete 2010 mit einer repräsentativen Stichprobe von Fünftklässlern in Deutschland, welche jährlich nachverfolgt wurden. Es wurden Erhebungswellen von der fünften bis zur neunten Klasse zusammengefasst. Damit konnten 14.265 Beobachtungen mit vollständigen Angaben von 3.977 Schülerinnen und Schülern in 218 Schulen in den Analysen berücksichtigt werden. Mit Mixed-Models wurde getestet, ob die sozioökonomische Position auf individueller und/oder schulischer Ebene und die ebenenübergreifende Interaktion dieser Indikatoren mit dem Wohlbefinden (adaptierter Personal Well-Being – School Children-Index) der Jugendlichen assoziiert ist. Es wurde für Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, Familienform, Schultyp und Notendurchschnitt kontrolliert.

Ergebnisse Auf individueller Ebene war das elterliche Einkommen mit höherem Wohlbefinden verbunden. Der berufliche Status der Eltern zeigte keine signifikanten Assoziationen. Auf Schulebene fanden wir einen geringen, positiven Zusammenhang zwischen dem durchschnittlichen elterlichen Einkommen und dem individuellen Wohlbefinden, aber auch einen mäßig negativen Einfluss eines hohen Anteils hoch gebildeter Eltern auf das Wohlbefinden. In Sensitivitätsanalysen blieben diese Zusammenhänge auch bei separater Betrachtung dieser Indikatoren bestehen. Die Zusammenhänge auf Individualebene wurden nicht durch die sozioökonomische Komposition von Schulen moderiert, es konnten keine signifikanten ebenenübergreifende Interaktionen festgestellt werden.

Schlussfolgerung Es wurde ein Zusammenhang der sozioökonomischen Zusammensetzung der Schule mit dem subjektiven Wohlbefinden der Jugendlichen gefunden. Internationale Befunde einer Moderation der Zusammenhänge auf individueller Ebene durch sozioökonomische Charakteristika auf Schulebene konnten jedoch nicht repliziert werden. Die Zusammenhänge zwischen individueller SEP und Wohlbefinden variieren somit nicht in Abhängigkeit von der SEP auf Schulebene. Es zeigen sich vielmehr in Teilen additive Effekte für die individuelle und schulische SEP.



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Article published online:
22 August 2022

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