Zusammenfassung
Charakteristisch für erblich bedingte Netzhauterkrankungen sind Funktionsausfälle
in der Reizaufnahme und Reizweiterleitung innerhalb der Netzhaut, die zur Reduktion
des Sehvermögens bis zur Blindheit führen. Dabei verursachen genetisch bedingte Ausfälle
photorezeptorspezifischer Gene eine große Zahl von klinisch und ursächlich abgrenzbaren
Krankheitsbildern, wobei jedes für sich zu den seltenen Erkrankungen gehört. In ihrer
Gesamtheit und mit einer Prävalenz von 1 : 2500 sind die erblichen Netzhauterkrankungen
jedoch ein klinisch bedeutsamer Erkrankungstypus – insbesondere auch im Hinblick auf
die damit einhergehenden Einschränkungen in der Erwerbsfähigkeit und dem Verlust an
Lebensqualität für die Betroffenen. Bis heute konnten Mutationen in über 250 Genen
identifiziert werden, die für die verschiedenen Formen erblicher Netzhautdystrophien
verantwortlich sind (https://sph.uth.tmc.edu/Retnet). Die präklinische Forschung an
geeigneten Tiermodellen hat in den letzten Jahren große Fortschritte im Verständnis
der Mutation zugrunde liegender pathologischer und molekularbiologischer Vorgänge
ermöglicht. Basierend auf diesen Erkenntnissen haben sich neue Perspektiven für die
Entwicklung innovativer Therapiestrategien für erbliche Netzhauterkrankungen beim
Menschen eröffnet, welche weltweit bislang noch nicht heilbar sind. Der Erfolg präklinischer
Studien hat zum Beginn mehrerer humaner Translationen geführt. Die Ergebnislage der
laufenden humanen Studien macht jedoch auch die Notwendigkeit sichtbar, Optimierungsstrategien
des neuen therapeutischen Ansatzes zu entwickeln und zu prüfen.
Abstract
Characteristics of inherited retinal dystrophies include deficiencies in light perception
and nervous conduction within the retina, leading to reduced vision or even blindness.
In this context, the loss of function of photoreceptor-specific genes causes a variety
of clinically and aetiologically distinct syndromes – each of them belonging to the
group of rare diseases. With a prevalence of 1 in 2500, however, inherited retinal
diseases are clinically significant and important – especially since these diseases
lead to restrictions of a patientʼs fitness for work and overall quality of life.
More than 250 genetic mutations causing the various types of inherited retinal dystrophies
have been identified by now (https://sph.uth.tmc.edu/Retnet). In recent years, preclinical
research on suitable animal models has yielded important progress in the understanding
of the mutations underlying the pathological and molecular biological processes of
these diseases. These findings have led to the development of novel and innovative
therapeutic strategies for the treatment of inherited retinal dysfunctions, which
are still incurable. Meanwhile, many of the successful preclinical studies have led
to translational research projects aiming to find treatment options for human patients.
However, some preliminary results of these human translational studies indicate the
need to optimise and refine the underlying therapeutic concepts.
Schlüsselwörter
erbliche Netzhauterkrankungen - rAAV-basierte Genersatztherapie - nicht invasive Diagnostikmethoden
- CNG-Kanalprotein - Achromatopsie - Retinitis pigmentosa
Key words
non-invasive diagnostic methods - CNG channel proteins - achromatopsia - retinitis
pigmentosa - hereditary retinal diseases - rAAV-mediated gene replacement therapy