Aktuelle Ernährungsmedizin 2017; 42(03): 193-205
DOI: 10.1055/s-0043-109130
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie gut sind Gesundheits-Apps?

Was bestimmt Qualität & Risiko? Welche Orientierungshilfen gibt es?Value of Health Apps?How to Assess Quality and Risk? Which Decision Aids Provide Guidance?
Ursula Kramer
HealthOn e. V. Informations- und Bewertungsplattform für Gesundheits-Apps
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Publication Date:
20 June 2017 (online)

Zusammenfassung

Gesundheits-Apps haben in wenigen Jahren weite Teile der Bevölkerung erreicht. Ob sich mit diesen Apps die erwarteten Gesundheitsziele besser erreichen lassen und ob die Gesundheitsinformationen oder Handlungsempfehlungen der Apps unabhängig, korrekt, aktuell und damit vertrauenswürdig sind, lässt sich nicht nur für Verbraucher und Patienten, sondern auch für Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte, d. h. Health Care Professionals (HCP), aufgrund lückenhafter Aufklärung durch die App-Anbieter schwer einschätzen. Von staatlicher Seite ist für fast alle Apps vor Veröffentlichung in den Stores weder in Deutschland noch in den USA eine Qualitätsüberprüfung vorgesehen. Experten aus Politik und Wissenschaft fordern zum Schutz von Verbrauchern verbindliche Kriterien, die eine Qualitätseinschätzung der nicht regulierten Gesundheits-Apps erlauben. Führt man die Qualität einer App primär auf ihren Nutzen und ihre Unbedenklichkeit für den Verbraucher zurück, rücken Aspekte wie Zielgruppenerreichbarkeit und Zielgruppenorientierung einer App als qualitätsbestimmende Faktoren in den Vordergrund. Nur wenige Apps erreichen relevante Nutzergruppen und werden nachhaltig genutzt. Unter dem Aspekt der Patientensicherheit sind große Unterschiede im Nutzungsrisiko einer Gesundheits-App erkennbar. In diesem Kontext wird die 4-stufige Risikoklassifizierung vorgestellt, die auf der Grundlage der Analyse von über 6000 Gesundheits-Apps empirisch entwickelt wurde. Außerdem wird am Beispiel der Qualitäts- und Transparenzkriterien des HealthOn-Ehrenkodex gezeigt, wie sich Gesundheits-Apps einschätzen lassen im Hinblick auf folgende Aspekte: Individuelles Nutzungsrisiko für ihren Anwender, Sachverständigkeit des Unterstützungsansatzes, Unabhängigkeit der gesundheitsbezogenen Inhalte, Schutz der mit der App erfassten persönlichen Nutzungs- und Gesundheitsdaten, Möglichkeit des Nutzers im Haftungsfall Verbraucherrechte durchsetzen zu können.

Abstract

Within only few years Health Apps have reached a wide range of healthy and chronically ill people worldwide. Based on the huge number of health and medical apps available in the big app stores and the lack of general regulation and quality control in Germany and the US there is a high need for orientation. As information disclosed by most app developers is in general incomplete, transparency is bad. That is why Health Care Professionals (HCP) as well as patients are looking for criteria to assess quality and trustworthiness of health apps in order to understand the drivers for risk and avoid impairment due to safety and data rights infringements or wrong or biased health information. Quality of health apps derives primarily from value and safety for its users and correlates with aspects of reach and user orientation as well. Only a minority of health and medical apps offered in German language are so far able to reach relevant download numbers, retention rates are in general low which questions the value of apps in reaching long-term health goals. Risks associated with health apps vary remarkably dependent on the supporting functions an app delivers and the health goals users are following with a certain app. A 4-step risk scale developed empirically based on the analyses of more than 6000 Health Apps and a set of quality and transparency determining criteria (HealthOn-Ehrenkodex) are introduced as tools to support HCP as well as patients to make informed decisions which health app to recommend or to choose best.