Gesundheitswesen 2017; 79(06): 451-452
DOI: 10.1055/s-0043-110753
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was auf dem Spiel steht

Manfred Wildner
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 July 2017 (online)

Zoom Image
Prof. Dr. med. Manfred Wildner

Die Frage nach dem Sinn bzw. die persönliche Sinnfindung war für den Arzt und Psychiater Viktor Frankl (1905–1997) zentral. Als Überlebender verschiedener Konzentrationslager, in welchen er Eltern, Geschwister und Ehefrau verlor, verarbeitete er seine traumatischen Erfahrungen auf besondere Weise. Für ihn gab es seither nur noch zwei Gruppen von Menschen: Anständige und Unanständige, quer zu allen Grenzziehungen nach Rassen und Nationen. „Seit Auschwitz wissen wir, wessen der Mensch fähig ist. Und seit Hiroshima wissen wir, was auf dem Spiel steht“, wird er zitiert [1]. Für ihn wurde die Frage nach dem Sinn, welcher gefunden werden muss, zur zentralen Frage [2]. Er entwickelte diese Sinnfrage zu einem therapeutischen Konzept, der Sinntherapie (Logotherapie bzw. Existenzanalyse), welche er in seiner psychiatrischen Tätigkeit entfaltete. Er setzte sich dafür ein, die psychiatrisch-psychotherapeutische Arbeit durch eine geistige Dimension zu ergänzen und grenzte sich damit von vielen enger gefassten Sichtweisen in der Psychiatrie ab. Er arbeitete bis zu seinem Tode in Wien, weshalb seine therapeutische Richtung auch als „Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“ bezeichnet wird.

 
  • Literatur

  • 1 Fabry JB, Frankl V, Lukas E. Auf den Spuren des Logos. Briefwechsel mit Viktor E. Frankl. Quintessenz Verlag Brlin/München. 1995; S. 147
  • 2 Frankl V. Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk. München: Piper; 2006: S. 155
  • 3 Antonovksy A. Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: DGVT-Verlag; 1997
  • 4 Franke A. Salutogenetische Perspektive. In: BZgA (Hrsg.) Leitbegriffe der Gesundheitsförderung. URL: http://www.bzga.de/leitbegriffe/?id = angebote&idx = 164
  • 5 Schmidt B. Eigenverantwortung haben immer die Anderen. Der Verantwortungsdiskurs im Gesundheitswesen. Bern: Verlag Hans Huber 2007
  • 6 CSDH . Closing the gap in a generation: health equity through action on the social determinants of health. Final Report of the Commission on Social Determinants of Health. Geneva: World Health Organization; 2008. URL http://www.who.int/social_determinants/thecommission/finalreport/en/
  • 7 Wismar M, Blau J, Ernst K. et al. (Hrsg.) Die Wirksamkeit von Gesundheitsfolgenabschätzung. Umfang und Grenzen der Unterstützung von Entscheidungsprozessen in der Europäischen Region. Kopenhagen: WHO; 2007. URL http://www.euro.who.int/document/E90794.pdf (Zugriff am 15.05.2017)
  • 8 Dahlgren G, Whitehead M. Policies and strategies to promote social equity in health. Stockholm: Institute for Future Studies, Oxford University Press; 1991. http://heapol.oxfordjournals.org/content/23/5/318.full
  • 9 Frankfurt H. On Bullshit. Princeton University Press; Princeton New Jersey: 2005
  • 10 Black M. The prevalence of Humbug. Cornell University Press; Ithaca New York: 1985
  • 11 Diethelm P, McKee M. Denialism: what it is and how should scientists respond?. Eur J Public Health 2009; 19: 2-4
  • 12 Rupnow D, Lipphardt V, Thiel J. et al. (Hrsg.) Pseudowissenschaft. Konzeptionen von Nichtwissenschaftlichkeit in der Wissenschaftsgeschichte. Frankfurt a.M.: Suhrkamp; 2008
  • 13 Payer L. Disease mongers. New York: John Wiley; 1992
  • 14 Moynihan R, Heath I, Henry D. et al. Selling sickness: the pharmaceutical industry and disease mongering. Commentary: medicalisation of risk factors. Br Med J 2002; 324: 886-891
  • 15 Macleod MR, Michie S, Roberts I. et al. Biomedical research: increasing value, reducing waste. Lancet 2014; 383: 101-104
  • 16 Kuhn J. Gesundheitspolitik zwischen Evidenzbasierung und Bürgerorientierung. Prävention 2009; 03: 88-92
  • 17 Paccaud F. Implausible diseases and public health. Eur J Public Health 2007; 17: 410
  • 18 Schröder-Bäck P, Kuhn J. (Hrsg.) Ethik in den Gesundheitswissenschaften – Eine Einführung. Landsberg: BeltzJuventa; 2016
  • 19 Hampe M. Warum lügen und betrügen Wissenschaftler? Ein Plädoyer wider die enthemmte Konkurrenz der Einzelkämpfer. Forschung & Lehre 2016; 23: 490-491