Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0043-1768082
Herausforderungen der Pankreasenzymersatztherapie aus Sicht von außerklinisch tätigen ErnährungstherapeutInnen
Einleitung Eine Pankreasenzymersatztherapie (PEET) ist bei der Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz wirksam [1], doch bestehen potenzielle Probleme in Zusammenhang mit ihrer Anwendung. So kann die nicht fachgerechte Einnahme zur Persistenz von unerwünschten Effekten der Malabsorption, wie z.B. Steatorrhoen, Gewichtsverlust und Malnutrition führen [2]. Das Ziel unserer Studie war es, außerklinisch tätige ErnährungstherapeutInnen, welche mindestens 4 PEET-PatientInnen pro Jahr betreuen, zu ihren Erfahrungen mit PatientInnen unter laufender PEET (PEET-Pat) zu befragen.
Material und Methodik Persönlich durchgeführte Interviews (Zoom, Jitsi, Telefon, Zeitraum: 31.08.-04.11.2022) über einen selbsterstellten Fragebogen mit 16 geschlossenen und 4 offenen Fragen bei 29 außerklinisch tätigen ErnährungstherapeutInnen in ganz Deutschland (18 DiätologInnen, 11 ÖkotrophologInnen, 51±11 Jahre, 90% >5 Jahre Berufserfahrung, 76% > 10 PEET Patient*innen pro Jahr). Die Rekrutierung erfolgte mit Unterstützung des Verbandes der Diätassistenten Deutschlands (VDD) und des Berufsverbandes Oecotrophologie (VDOE). Die statistische Auswertung wurde über SPSS v 25 (IBM, Armonk, USA) durchgeführt.
Ergebnisse Nach Aussage der ErnährungstherapeutInnen hatten mehr als die Hälfte der betreuten PEET-Pat (53±27%) Probleme bei der Einnahme von Pankreasenzymen. Durchschnittlich dauerte es 6,9±10 (0,5-40) Monate bis PEET-Pat mit Problemen ErnährungstherapeutInnen aufsuchten.
Nur 14% (n=5) der ErnährungstherapeutInnen gaben an, dass sich PEET-Pat nach Erstaufklärung eher bis vollkommen sicher bei der Einnahme von Pankreasenzymen fühlten. 79% (n=23) der ErnährungstherapeutInnen nannten moderate bis schwerwiegende Schwächen bei der Patientenschulung als Ursache der Handlungsfehler von PEET-Pat. So sei die Aufnahmefähigkeit bei der Ersteinschulung häufig durch die akute Krankheitssituation beeinträchtigt (n=7) und Patienten missverstünden das Enzympräparat als herkömmlich und ohne Anpassung einzunehmendes Arzneimittel (n=3). Die Anpassung an die Fettaufnahme fordere die PEET-Pat heraus (n=3) und einigen PEET-Pats fehle die Einsicht (n=4).
Von ErnährungstherapeutInnen am häufigsten beobachtete Symptome der nicht fachgerechten Einnahme waren Flatulenzen (n=29, 100%), Steatorrhoe (n=27, 93%), Gewichtsverlust (n=27, 93%), Diarrhoen (n=26,90%), Malnutrition (n=25, 86%) und Bauchschmerzen (n=25, 86 %).
Nach Einschätzung der ErnährungstherapeutInnen sind durchschnittlich 3,5±1,0 Beratungseinheiten nötig, bis PEET-Pat Pankreasenzyme sicher und in richtiger Dosierung anwenden können (Erstberatung: 50±17 min; Folgeberatungen: 40±16 min).
Zusammenfassung Eine PEET stellt hohe Anforderungen an den Patientenalltag dar, die oft erst im außerklinischen Bereich sichtbar werden. Die mit der Anpassung an die Ernährung verbundenen Herausforderungen werden oft unterschätzt, was zu Fehleinnahmen und Symptomen führt.
Publication History
Article published online:
26 May 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
-
Literatur
- 1 Layer P, Kashirskaya N, Gubergrits N.. Contribution of pancreatic enzyme replacement therapy to survival and quality of life in patients with pancreatic exocrine insufficiency. World J Gastroenterol 2019; 25 (20) 2430-2441
- 2 Barkin J.A., Westermann A. et al. Frequency of Appropriate Use of Pancreatic Enzyme Replacement Therapy and Symptomatic Response in Pancreatic Cancer Patients. Pancreas 2019; 48 (06) 780-786