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DOI: 10.1055/s-0043-1768097
Prävalenz und Profil geriatrischer Patienten/-innen mit Altersanorexie
Einleitung Die Relevanz der Altersanorexie ergibt sich aus dem Risiko einer resultierenden Mangelernährung und eines erhöhten Mortalitätsrisikos. Das Ziel der Analyse war es, Patienten/-innen mit Altersanorexie zu charakterisieren und den Zusammenhang mit parallel auftretenden Erkrankungen bzw. geriatrischen Syndromen zu untersuchen.
Material und Methodik Altersanorexie wurde bei 207 geriatrischen Patienten/-innen mittels Simplified Nutritional Appetite Questionnaire (SNAQ) bestimmt (≤14 Punkte). Mangelernährung wurde durch den Short-Form Mini-Nutritional Assessment (MNA-SF) ermittelt und ein ungewollter Gewichtsverlust innerhalb der letzten drei bzw. sechs Monate erfragt. Frailty-Bestimmung erfolgte anhand des Phänotyps von Fried, Fatigue wurde durch den Brief Fatigue Inventory ermittelt, das Sarkopenie-Risiko durch einen validierten Sarkopenie-Fragebogen (SARC-F) und das Depressionsrisiko durch den Center for Epidemiologic Studies Depression Scale Fragebogen. Gruppenvergleiche und –unterschiede wurden mittels Mann-Whitney-U-Test oder dem Chi2-Häufigkeitstest berechnet. Zusammenhänge zwischen geriatrischen Phänotypen und Altersanorexie wurden mittels linearer Regression untersucht.
Ergebnisse Die Prävalenz einer Altersanorexie lag bei 40,6%. Patienten/-innen mit Altersanorexie zeigten häufiger Anzeichen einer Mangelernährung, Frailty und Sarkopenie, sowie einer schweren Fatigue und Depression als Patienten/-innen ohne Altersanorexie ([Tab. 1]). Kein Unterschied war beim ungewollten Gewichtsverlust nach drei (p=0,666) bzw. sechs Monaten (p=0,182) ersichtlich. Regressionsanalysen adjustiert für Alter, Geschlecht, BMI, Anzahl der Komorbiditäten und Medikamente zeigten zudem signifikante Assoziationen zwischen der SNAQ-Gesamtpunktzahl und den Gesamtpunktzahlen der Fragebögen zu Frailty (β±SE:-0,16±0,03; 95%KI:-0,23;-0,10; p<0,001), dem Sarkopenie-Risiko (β±SE:-0,29±0,07; 95%KI:-0,43;-0,15; p<0,001), Fatigue (β±SE:-0,39±0,06; 95%KI:-0,52;-0,27; p<0,001), sowie dem Depressionsrisiko (β±SE:-0,10±0,02; 95%KI:-0,13;-0,07; p<0,001).
Patienten/-innen ohne Altersanorexie (n=123) |
Patienten/-innen mit Altersanorexie (n=84) |
p-Wert |
|
---|---|---|---|
Frauen[%] |
52,0 |
56,0 |
0,579 |
Alter[Jahre] |
79,3±6,68 |
78,7±7,76 |
0,476 |
BMI[kg/m2] |
27,9±6,24 |
26,2±5,70 |
0,017 |
Komorbiditäten [Anzahl] |
6±4,1 |
7±3,8 |
0,062 |
Risikofaktoren Mangelernährung[%] |
25,2 |
51,2 |
<0,001 |
Frail[%] |
56,9 |
82,1 |
<0,001 |
Schwere Fatigue[%] |
4,9 |
15,5 |
0,010 |
Risiko für Sarkopenie[%] |
68,3 |
89,3 |
<0,001 |
Risiko für schwere Depression[%] |
18,7 |
47,6 |
<0,001 |
Zusammenfassung Die Assoziation der Altersanorexie mit weiteren geriatrischen Phänotypen spiegelt die multifaktorielle Natur des Syndroms wider. In dieser Analyse wurden Patienten/-innen identifiziert, die trotz Anorexie und Risikofaktoren für eine Mangelernährung bisher keinen Gewichtsverlust hatten. Vermutlich ist bei diesen Patienten/-innen mit einem Gewichtsverlust in den kommenden Monaten zu rechnen und somit eine Intervention entscheidend.
Publication History
Article published online:
26 May 2023
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