Aktuelle Ernährungsmedizin 2023; 48(03): E18-E19
DOI: 10.1055/s-0043-1768116
Abstracts

Interdisciplinary Screening and Treatment of Orthorexia - ISTO-Projekt - Erste Ergebnisse

S Ramminger
1   Studiengang Ernährungstherapie und -beratung, SRH Hochschule für Gesundheit, Gera
,
U Zergiebel
1   Studiengang Ernährungstherapie und -beratung, SRH Hochschule für Gesundheit, Gera
,
H Berthold
1   Studiengang Ernährungstherapie und -beratung, SRH Hochschule für Gesundheit, Gera
,
J Zingel
1   Studiengang Ernährungstherapie und -beratung, SRH Hochschule für Gesundheit, Gera
,
K Wick
2   Studiengang Psychische Gesundheit und Psychotherapie, SRH Hochschule für Gesundheit, Gera
,
D Portius
1   Studiengang Ernährungstherapie und -beratung, SRH Hochschule für Gesundheit, Gera
› Institutsangaben
 

Einleitung  Orthorexie kennzeichnet sich durch Fixierung auf eine gesunde Ernährung mit starren Regeln, was zu Mangelernährung, Leidensdruck sowie Isolation führen kann [1]. Betroffenen ist das Problem oft nicht bewusst, daher nehmen sie selten Hilfe (z.B. Ernährungs- oder Psychotherapie) in Anspruch. Bisher liegen weder Definitionen der Orthorexie nach ICD-10 und DSM-5 vor, noch existieren Behandlungsvorgaben. Langfristiges Ziel des ISTO-Projektes ist die Entwicklung eines Behandlungsleitfaden für Fachkräfte und angrenzende Disziplinen. Im ersten Schritt wurde das Wissen, die eigene Betroffenheit und die Erfahrungen von Fachkräften zum Thema Orthorexie eruiert.

Material und Methodik  Entwicklung einer Online-Umfrage für Personen in ernährungstherapeutischen und angrenzenden Fachbereichen, die Items zum persönlichen Ernährungsverhalten, Einstellungen zum Störungsbild, Erfahrungen mit Patient*innen/Behandlungsansätzen erfasst. Umfragezeitraum: 20.07-12.10.2022. Erste Analysen werden deskriptiv dargestellt.

Ergebnisse  Von den Fachkräften ([Tab.1]) kannten 60% den Begriff Orthorexie. Dabei finden es ca. 50% positiv, mehr als andere auf eine gesunde Ernährung zu achten, 47% stellen Ernährungsregeln auf und für 37% ist die Aufnahme gesunder Lebensmittel wichtiger als Genuss. Orthorexie stellt für 84% der Fachkräfte ein eigenes Störungsbild dar, wobei es 49% der Ess-, 42% der Zwangs- und 9% der Angststörung bzw. Sonstiges zuordneten. Über die Hälfte kennt Patient*innen mit orthorektischen Symptomen und 80% wünschen sich mehr Informationen sowie klare Behandlungsvorgaben über alle Disziplinen hinweg.

Tab. 1  Probandencharakteristik (n=140).

Geschlecht (%)

86% weiblich

Alter (Jahre)

36 ± 12 Jahre (18-65 Jahre)

Beruflicher Hintergrund (%)

51% Ernährungswissenschaften

11% Sportwissenschaften

6% Psychologie

18% Angrenzende Fachdisziplinen

13% Keine Angaben

In Ausbildung (%)

21%

Berufserfahrung (Jahre)

11 ± 10 Jahre (0-43 Jahre)

Zusammenfassung  Erste Ergebnisse lassen die eigene Betroffenheit von Fachkräften an einer orthorektischen Symptomatik vermuten. Fachkräfte äußern sich zudem überzeugt von der Bedeutung der Diagnostik und Behandlung von Orthorexie. Dabei scheint ein interdisziplinärer Behandlungsansatz sinnvoll. Derzeit erfolgt eine detaillierte Datenauswertung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. Mai 2023

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  • Literatur

  • 1 Atchison A.E., Zickgraf H.F.. Orthorexia nervosa and eating disorder behaviors: A systematic review of the literature. Appetite 2022; 177: 106134