Gesundheitswesen 2023; 85(S 04): S244-S245
DOI: 10.1055/s-0043-1773706
Abstracts | ÖGPH

Wahrnehmungen und Erfahrungen beteiligter Stakeholder in Bezug auf Faktoren, die Inanspruchnahme, Durchführung und Angebot von Vorsorgeuntersuchungen beeinflussen: eine qualitative Evidenzsynthese

Isolde Sommer
1   Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems)
,
Julia Harlfinger
1   Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems)
,
Ana Toromanova
1   Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems)
,
Andreea Dobrescu
1   Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems)
,
Lisa Affengruber
1   Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems)
,
Irma Klerings
1   Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems)
,
Christina Kien
1   Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems)
› Institutsangaben
 

Hintergrund Vorsorgeuntersuchungen werden im Rahmen nationaler Programme sowie kommerziell angeboten. Auch wenn sie nachweislich keine oder nur geringe Auswirkungen auf Morbidität und Mortalität von Populationen haben, sind sie in vielen Gesundheitssystemen etabliert. Das Ziel der qualitativen Evidenzsynthese war es daher, Faktoren zu identifizieren, die Angebot, Durchführung und Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen beeinflussen.

Methode Wir durchsuchten mehrere elektronische Datenbanken nach relevanten Studien bis 20. Jänner 2022. Die Studienselektion erfolgte dual anhand vorab festgelegter Kriterien. Um die Anzahl der inkludierten Studien zu reduzieren, führten wir eine Stichprobenziehung mit der maximalen Variationsstrategie durch. Wir entwickelten ein systemisches, logisches Modell, das individuelle, Interventions- und Kontextfaktoren abbildet. Dieses bildete die Grundlage für Datenextraktion und -synthese.

Ergebnisse Insgesamt erfüllten 110 Studien die Einschlusskriterien des Reviews, davon zogen wir 37 als Stichprobe. Individuelle Faktoren reichten von Bewusstsein über das Vorhandensein von Vorsorgeuntersuchungen, persönliches Risikoempfinden, soziale Faktoren, Beziehung zwischen Patient*innen und Ärzt*innen, finanzielle und zeitliche Mittel, Ängste und Erfahrung hinsichtlich der Ergebnisse, Rückmeldung zum Gesundheitsstatus bis zu Impetus für Lebensstiländerung. Interventionsfaktoren beinhalteten Informationsmaßnahmen und Einladungssysteme, Diskussionen zur Wirkung und Umfang von Vorsorgeuntersuchungen, Angebote für weiterführende Behandlungen, Qualifikation des Personals, Rahmenbedingungen, logistische Aspekte und Setting. Die kontextuellen Faktoren zeigten kulturelle Unterschiede in der Wahrnehmung von Krankheit und Prävention, Effekt von Vorsorgeuntersuchungen auf Morbidität, Mortalität und soziale Ungleichheit, Erreichbarkeit und politisches Engagement.

Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen eine Vielzahl an wahrgenommenen Faktoren, die Inanspruchnahme, Durchführung und Angebot von Vorsorgeuntersuchungen beeinflussen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Debatte von Früherkennung als präventive Maßnahme im Gesundheitssystem und zeigen die Limitationen der Evidenz aus.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. Oktober 2023

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