Gesundheitswesen 2023; 85(S 04): S250
DOI: 10.1055/s-0043-1773725
Abstracts | ÖGPH

„Freiheit, Fülle, Flourishing“ Zum Verhältnis von Abhängigkeit und Selbstbestimmung

Michaela Moser
1   FH St. Pölten
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Hintergrund Der Erfolg von Kämpfen um Partizipation und Selbstbestimmung von Menschen, die von sie betreffenden Entscheidungen nicht ausgeschlossen bleiben wollen, hängt meist davon ab, wie gut kollektives Handeln, die Abstimmung von und der Einsatz für gemeinsame Ziel gelingt. Wer je in selbstorganisierte Kämpfe involviert war, kennt die Herausforderungen. Neben gruppendynamischen und organisationalen Fragen geht es dabei auch um den Umgang mit Abhängigkeit/en.

Methode Der Beitrag plädiert dafür, dualistische Vorstellungen, wie die Überzeugung, dass Selbstbestimmung die Überwindung jeglicher Abhängigkeit bedeutet, zu verwerfen und Abhängigkeit als menschliche Grundkonstitution zu denken, die auch Kollektive konstituiert. Partizipations- und Selbstorganisationsprozesse zu unterstützen, bedeutet einen neuen konstruktiven Umgang mit Abhängigkeit/en zu finden, zu akzeptieren, dass niemand ohne andere gut leben kann, es wechselseitiger Fürsorge und Unterstützung auch und gerade in Kämpfen um Rechte und Freiheiten braucht.

Ergbenisse Auch wenn die Vertretung eigener Interessen oft auf individuelle Dimensionen reduziert wird, braucht sie funktionierende Kollektive. Einzelne sind dabei abhängig vom Zusammenschluss mit anderen, von der Fülle kollektiv generierter Ideen und verhandelter Strategien und der gegenseitigen Ermunterung zum langen Atem.

Schlussfolgerungen Dementsprechend wird aufgezeigt, wie Kollektive sich so organisieren können, dass vorhandene Abhängigkeiten gute Gestaltung erfahren, um so gemeinsame Handlungsmöglichkeiten effektiv voranzutreiben. Dabei werden Beispiele von kollektivem Engagement und Selbstorganisation benachteiligter Gruppen in Vergangenheit und Gegenwart vorgestellt und auf Möglichkeiten hingewiesen, gemeinsam Rechte zu erkämpfen und im Miteinander auch Erfahrungen des „Flourishing“ zu machen, im Sinne eines „Aufblühens“ und damit gutem Leben der Einzelnen, der Gruppe und der Gesellschaft



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Article published online:
09 October 2023

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