Gesundheitswesen 2023; 85(S 04): S256-S257
DOI: 10.1055/s-0043-1773746
Abstracts | ÖGPH

Digitale psychosoziale Versorgung im Kindes- und Jugendalter während der COVID-Pandemie – Tops & Flops

Michael Zeiler
1   Medizinische Universität Wien
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Hintergrund Während der COVID-Pandemie musste die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen oftmals kurzfristig auf digitale Angebote umgestellt werden.

Methoden Es werden Ergebnisse aus mehreren wissenschaftlichen Projekten der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Pädiatrie vorgestellt, in denen mittels qualitativen (Interviews) und quantitativen (Fragebogen-Erhebungen) Methoden die Erfahrungen mit digitalen Behandlungsangeboten bei Kindern und Jugendlichen, sowie deren Eltern erhoben wurden.

Ergebnisse Bei der Behandlung von Essstörungen äußerten vorwiegend die Eltern Vorbehalte gegenüber der digitalen Behandlung des Kindes (fühlten sich weniger in die Behandlung einbezogen, weniger Kommunikation mit den Behandler*innen, erhöhtes Kontrollbedürfnis). Die Übergabe der Verantwortung hinsichtlich der Gewichtskontrolle an die Kinder oder Eltern führte teilweise zu einer Verstärkung der Essstörungssymptomatik. Betont wurde die Wichtigkeit der Fortführung eines Eltern-Unterstützungsprogramms über ein Videokonferenzformat, welches ähnliche Effekte wie das Face-to-Face-Workshop-Format zeigte und teilweise sogar besser angenommen wurde. Die digitale Versorgung von Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes wurde (auch aufgrund bereits entwickelter Apps zur Blutzuckerkontrolle) gut angenommen. Regelmäßige Online-Kontakte mit den Behandler*innen (u.a. zur Vermittlung von fundierter Information bzgl. des COVID-Risikos) waren aber entscheidend. Alle Patient*innen-Gruppen betonten die (Wieder-) Entdeckung der Familie als wertvolle Solidargemeinschaft für die Genesung.

Schlussfolgerungen Für die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen scheint die Aufrechterhaltung wichtiger Solidargemeinschaften (Behandler-Patientin, Behandler-Eltern, Eltern mit anderen Eltern, Familie) wesentlich. Diese Erfahrungen helfen bei der Entscheidung, welche Behandlungsaspekte weiterhin digital angeboten werden können und wann eine Face-to-Face-Behandlung Vorrang haben sollte.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. Oktober 2023

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